Gronauer Glocken-Jubiläum am 3. November 2022, 10.00 Uhr

Anlass ist das Jubiläum der beiden Gronauer Glocken. Die kleine Glocke wird 270 Jahre, die große Glocke 70 Jahre alt.

Am 3. November 1952, vor genau 70 Jahren wurden beide Glocken zum ersten Mal gemeinsam geläutet. In Erinnerung daran werden also am 3. November 2022 die Gronauer Glocken gemeinsam läuten, auch wenn es diesmal ein ganz normaler Werk- tag ist.

Ursprünglich waren sowohl die kleine als auch die große Glocke von der Glockengießer-Familie Bach gegossen worden. Das Gießhaus für die Gronauer Glocken befand sich nicht weit entfernt, in Windecken. Die kleine Glocke (Klangfarbe d2) hat die Aufschrift: + in windecken gos mich 1752 + Johann Peter Bach + in gotesnahmen flos ich +.

Der erste Weltkrieg »fraß« jedoch die große Glocke, sie wurde 1917 konfisziert und für Kanonen eingeschmolzen. 1925 wurde von der Gemeinde eine neue, 323 Kilogramm schwere, große Glocke angeschafft. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1132 Reichsmark und 35 Pf. Diese neue Glocke wurde jedoch bald darauf für den Wahnsinn des Zweiten Weltkrieges eingezogen und zu Waffen verarbeitet.

Nach Ende des Krieges, im August 1952, beschloss der Gemeindevorstand die Anschaffung einer neuen Glocke. Der damals in Gronau tätige Pfarrer Horst Broscheit brachte das bemerkenswerte Kunststück fertig, in nur drei Wochen 3.000 DM in einer Haus zu Haus-Sammlung zusammenzubringen, erstaunlich, da die Not der Nachkriegszeit noch sehr groß war. Nach heutiger Kaufkraft gerechnet entspräche das einer Summe von etwa 10.000 Euro, bemerkenswert auch angesichts der Tatsache, dass Gronau damals gerade einmal ca. 800 Einwohner hatte.

Nachdem das Geld beisammen war, wurde bei der Glockengießerei Bachert in Kochendorf die neue Glocke bestellt. Am 28. Oktober wurde diese gegossen. Vertreter der Gemeinde waren mit Pfarrer Broscheit, dem Bürgermeister Theodor Wenzel, dem damaligen Landrat Wolf und Graf Bothmer extra nach Kochendorf in Baden Württemberg gereist, um zu erleben, wie die gerade erkaltete Glocke aus der Grube gehoben wurde.

Die Inschrift der Glocke (Klangfarbe h ́) lautet: Den Opfern des Weltkrieges 1939 – 1945, In spem – contra spem (auf Hoffnung gegen alle Hoffnung) – dass nämlich die unsinnigen Kriege mit ihren vergeblichen Opfern ein Ende nähmen, wie Pfarrer Broscheit den Text interpretierte.

Bereits fünf Tage später kam die Glocke in Gronau an und wurde in einem feierlichen Umzug, auf einem von zwei edlen Rappen (damals den schönsten Pferden im Dorf) gezogenen, mit reichlich Tannengirlanden geschmückten Wagen durch den Ort gezogen. Die Gronauer säumten die Straßen, liefen auch mit dem Wagen mit, um die Ankunft der Glocke zu feiern.

Pfarrer Broscheit hielt in seinen Aufzeichnungen fest: »Dabei halfen viele Männer unserer Gemeinde tatkräftig mit, sodass nach den vorbereitenden Arbeiten die durch den Wagnermeister Gerhard Wenzel und den Schmied Matthes getroffen waren, am Sonnabend zur Probe geläutet werden konnte.«

Am folgenden Tag, Sonntag, dem 3. November 1952 wurden beide Glocken erstmals gemeinsam geläutet. Natürlich feierte die Gemeinde dieses freudige Ereignis mit einem festlichen Gottesdienst.

Hansfried Münchberg