Sonntagsgruß für den 15. Sonntag nach Trinitatis, 25. September 2022
Wie kommt Jesus auf so einen Satz? Das klingt blauäugig, weltfremd, geradezu zynisch. Wie sollten wir uns nicht sorgen bei Gas- und Strompreisen, die für viele unbezahlbar sind? Wie sollte uns nicht angst und bange werden vor dem russischen Despoten, der die Welt ins Chaos stürzt? Wie sollten wir ruhig bleiben, wenn das Klima aus den Fugen gerät?
Wir sorgen uns also. Jeder und jede von uns, im Großen und auch im Kleinen, bei den Dingen, die uns im Alltag umtreiben. Das ist auch ganz normal und gehört zu unserem Leben hinzu. Und natürlich haben sich Menschen schon immer Sorgen gemacht, oft sogar noch viel mehr als wir heute, weil die Zeiten manchmal viel schlimmer waren.
Und doch können wir von den Vögeln lernen, sagt Jesus. Auch sie haben ihre täglichen Verrichtungen, bauen Nester, brüten ihre Eier aus und sammeln Würmer für ihre Brut. Aber Sorgen machen sie sich nicht. Ihr Leben läuft in geregelten Bahnen, denn Gott, unser Herr und Schöpfer, schenkt ihnen alles, was sie zum Leben brauchen. Und bei den Blumen auf dem Feld ist das ganz genauso. Sagt Jesus (Matthäus 6,25-34).
Aber sorgt Gott auch für unser Leben? Haben wir denn alles, was wir brauchen? Im Prinzip schon. Denn auch wir sind Gottes Geschöpfe, und auch wir haben von ihm nicht nur unser Leben als Geschenk erhalten, sondern auch unser Auskommen. Da geht es uns wie den Vögeln und den Blumen.
Nur klappt das nicht immer so wie gedacht. Denn die Grundlagen unseres Lebens sind ungleich verteilt. Die einen haben im Überfluss, die anderen leiden Hunger. Die einen haben ein behütetes Zuhause, den anderen ist ihr Haus zerbombt und sie sind auf der Flucht. Aber das ist Menschenwerk, denn Menschen gehen oft sehr unbarmherzig und brutal miteinander um. Und sie sind habgierig, machtbesessen und egoistisch. Nicht alle, aber zu viele.
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“, sagt Jesus. Denn das ist unsere eigentliche Bestimmung. Wenn wir das nämlich alle täten, könnten wir auch alle unser Auskommen haben, und niemand müsste sich Sorgen machen. Gott sorgt für uns alle – wenn wir ihm nicht mit unserem Eigennutz in die Quere kommen.
„Sorgt euch nicht“, das ist ein Aufruf, sich auf seine Grundlagen zu besinnen als Kind Gottes und ein Leben zu führen, wie Jesus es uns empfohlen hat. Und dann könnten wir alle genug haben und bräuchten uns über Gaspreise, Krieg und Klima keine Sorgen zu machen. Jedenfalls keine, die unsere Gedanken schwer machen und alles bestimmen.
Mit den besten Wünschen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn
Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst mit Taufe um 10.00 h in die Kirche Niederdorfelden.