Seit August 2021 leitet Pfarrerin Ute Engel das Diakonische Werk Hanau-Main-Kinzig und kann in ihrem ersten Jahr auf eine ereignisreiche Zeit mit einigen Überraschungen zurückblicken. Und auch in Zukunft erwartet Engel weitere Veränderungen und Umstrukturierungen.

Zu Beginn ihrer Amtszeit war Corona-Pandemie das beherrschende Thema und beeinflusste auch den Arbeitsalltag auch im Diakonischen Werk. Damals fand Beratung in Präsenz fand so gut wie nicht statt. Auch Team- oder Mitarbeiterbesprechungen liefen nur telefonisch oder per Video-Konferenz. Das ist inzwischen wieder ganz anders, der persönliche Kontakt ist wieder Normalität. Dennoch sind die Auswirkungen der Pandemie immer noch zu spüren.: Masken, regelmäßige Tests sowie Abstands- und Hygieneregeln gehören zum üblichen Umgang. „Einige Mitarbeiter sind in der aufsuchenden Suchtberatung unterwegs. Besonders hier, aber auch in der Sozial- und Schuldnerberatung testen sich die Mitarbeitenden regelmäßig.“ Nach wie vor suchen weniger Menschen Beratungsgespräche im Diakonischen Werk auf, als die vor Corona der Fall war. „Woran das genau liegt, können wir nur vermuten. Der Standort in Hanau-Wolfgang war ja aufgrund seiner umständlichen Erreichbarkeit mit dem ÖPNV von Anfang an in der Kritik. Allerdings lässt sich das DW sehr gut mit dem PKW anfahren.“
Umso mehr freut sich Ute Engel, dass es ihr gelungen ist, wieder in der Innenstadt, nahe am Hanauer Hauptbahnhof Räume für das Diakonische Werk anzumieten. „Die Gemeinde der Christuskirche in der Akazienstraße konnte uns geeignete Räume anbieten. Noch werden die Büros renoviert, aber wir hoffen, sie bereits im September beziehen zu können.“, so Engel.
Über zu wenig Arbeit beklagen die Berater*innen und Sozialarbeiter*innen sich im Diakonischen Werk nicht. In allen Bereichen sind die Teams gut ausgelastet, es werden Wartelisten geführt. Überrascht wurde die Migrationsberatung des DW durch den Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan. „Immer mehr wirklich verzweifelte Menschen riefen bei uns an, die für die Bundeswehr tätig waren und mittlerweile aus Afghanistan bereits nach Deutschland gekommen waren. Sie wollten von uns erfahren, was sie für ihre Angehörigen oder Freunde tun können, damit diese ebenfalls ausreisen können. Wir konnten gar nichts machen, außer vielleicht mit einem seelsorgerischen Gespräch stabilisieren. Für die Mitarbeitenden am Telefon war das eine sehr belastende Situation.“, erinnert sich die Leiterin. Die „nächste Welle“ an Ratsuchenden steht schon vor der Türe: In Folge des Ukraine-Krieges sind zahlreiche Menschen ohne ukrainischen Pass geflohen. Ihnen droht nun die Abschiebung in ihr Heimatland. „Studierende aus Nigeria, aus Libyen und anderen Ländern versuchen, in Deutschland Asyl zu beantragen. Viele stehen kurz vor dem Abschluss ihres Studiums, sie haben Wohnung und Semestergebühren bezahlt, sie wollen und können nicht mit leeren Händen zu ihren Familien zurück.“
Auch in der Schuldnerberatung erwartet Ute Engel mehr Nachfrage. So einfach aufstocken kann die Leiterin aber ihre Stellen nicht. Zusammen mit Carsten Grau, ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung, stellt sie Ute Engel Projektanträge in verschiedenen Bereichen. „Dabei ist es wichtig, zu wissen, welche Themen in der Diakonie Hessen auf der Agenda stehen. Wir kooperieren zudem mit verschiedenen Einrichtungen, mit Lichtblick, mit der Caritas oder dem Martin-Luther-Stift.“
Zu den Aufgaben der Geschäftsleitung gehören Inhalte und Fragestellungen, in die sich Ute Engel neu einarbeitet. Gesetzgebung und Finanzierung von Stellen sind beispielsweise solche Themen, aber auch die Kommunikationsstruktur im Haus oder Supervision für Mitarbeitende. „Das neue Bundesteilhabegesetz zum Beispiel wird sich auf die Finanzierung unserer Arbeit auswirken. Um die Auswirkungen mit all ihren Folgen zu verstehen, muss ich mich in das Thema einarbeiten.“
Nach ihrem ersten Amtsjahr hat die Leiterin inzwischen Gremiensitzungen, Jahreshauptversammlungen und weitere Routineaufgaben quasi einmal durchlaufen. „Jetzt weiß ich: Da muss ich unbedingt anwesend sein, dort ist es wichtig, dass jemand aus dem Team dabei ist.“ Ein Punkt liegt Engel noch besonders am Herzen, der auch aufgrund der Pandemie etwas ins Hintertreffen gerückt ist. Gemeinsam eine Vision entwickeln, das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Teamgedanken stärken, das werde sie demnächst angehen, so die Leiterin. Noch fand zum Beispiel keine Versammlung in Präsenz statt, kein Einstand, keine Adventsfeier. „Was feiern wir?“, das ist in diesem Zusammenhang eine zentrale Frage.