Sonntagsgruß zum 11. Sonntag nach Trinitatis

Schuldig im Sinne der Anklage!“, so lautet der Urteilsspruch in den Gerichtssälen. In der Regel leugnen die Angeklagten ihre Schuld und nur durch langwierige Gerichtsprozesse kann ihre Schuld oder Unschuld bewiesen werden. Doch wie lebt es sich mit dem Bewusstsein, an etwas Schuld zu sein? Kann man denn da nachts noch ruhig schlafen oder bleibt die Tat immer im Bewusstsein und quält das eigene Gewissen? Dazu braucht es oft gar keine so schlimme Tat, sondern auch die kleinen Fehler im Alltag können zu großen Schuldgefühlen führen. Da ist die zerbrochene Lieblingsvase der Mutter, bei der beide Kinder alles abstreiten. Oder der Fehler am Arbeitsplatz, der schnell vertuscht wird in der Hoffnung, dass es niemand merkt. Sicher fallen Ihnen auch Beispiele ein, in denen Sie oder jemand anderes für einen Fehler verantwortlich waren, es aber nicht zugeben wollten. Oft bleiben solche Taten ungeklärt oder unentdeckt, aber es geschieht auch immer wieder, dass der Schuldige Reue zeigt und sich zu seinem Fehler bekennt. Vielleicht, weil jemand Unschuldiges belangt werden soll, vielleicht, weil der eigene Fehler zu sehr belastet und man darüber reden möchte. Das macht die Tat zwar nicht mehr ungeschehen und kann auch zu Konsequenzen führen, aber ein Geständnis befreit auch. Die Mutter liebt ihre Kinder nicht weniger, nur weil sie die Vase beim unachtsamen Toben herunter gestoßen haben, aber sie wird unter Umständen dafür eine gerechte Strafe verhängen. Die Kinder können zwar die Vase nicht mehr heil machen, aber durch das Eingeständnis ihrer Schuld können sie ihrer Mutter nun endlich wieder offen in die Augen schauen.

Genau so ergeht es uns auch mit Gott: er sieht unsere Taten, auch unsere Fehler; wir müssen die Konsequenzen unseres Handelns zwar tragen, doch Gott verzeiht auch, er lässt uns weitermachen und verhilft uns zu einem neuen Anfang. Das durfte auch König David erleben, der große Schuld auf sich geladen hatte, als er die Ehefrau seines Hauptmannes Uria umwarb, mit ihr ein Kind zeugte und versuchte, diesen Ehebruch durch Mord zu vertuschen. Gott konfrontiert ihn mit seinen Taten: „Schuldig im Sinne der Anklage!“ Und David leugnet nicht, er gesteht direkt und steht zu seiner Tat ein. Die dramatischen Konsequenzen daraus muss er tragen, aber er bekommt trotz allem Zuspruch von Gott, er darf weiter leben. David nutzte diese Chance und wurde zum bedeutendsten König in der Geschichte Israels.

Diese Geschichte von David, der wir am Sonntag noch näher nachgehen werden, darf auch uns Mut machen: selbst wenn etwas ganz Schlimmes geschehen ist, findet Gott einen Weg, um uns zu neuer Klarheit und Wahrhaftigkeit, zu einem neuen Anfang zu verhelfen. Amen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht

Vera Schwarz
Lektorin der Kirchengemeinden Gronau/Niederdorfelden