Pfarrer Dr. Werner Kahl über Off Beat und das interkulturelle Musizieren

Offiziell in seinen neuen Dienst als Pfarrer in der Stadtkirchengemeinde wird Dr. Werner Kahl am 24. Juli. Zum Fest der Religionen war er aber bereits mit seiner Gitarre auf der Bühne zu erleben. Eine gute Gelegenheit, mehr über seine Verbindung zur Musik zu erfahren. So viel sei verraten:
Das Gespräch nahm eine überraschende Wendung.

„Musik spielt seit meiner Jugend eine ganz wichtige Rolle. Ich spiele Gitarre und andere Saiteninstrumente, habe viele eigene Lieder geschrieben und als professioneller Musiker in Bands gespielt. In meiner Geburtsstadt war ich um 1980 als Essener Liedermacher Kahl einigermaßen bekannt.
3 Jahre lang habe ich in Ghana gelebt und dort an der Universität Religionswissenschaft unterrichtet. Zur Musikwissenschaft an der Universität Accra konnte ich einen engen Kontakt pflegen und ich habe dort sehr vieles über das Musizieren und über Musik machen über kulturelle Grenzen hinweg gelernt. Die westafrikanischen Rhythmen sind für uns Europäer sehr schwierig zu spielen, denn die Töne werden im „Off Beat“ gespielt. Musik ist dort vor allem Bewegung und Tanz, Musik geht durch den ganzen Körper.
In Ghana gibt es eine Leib- und Magenspeise: Fufu. Traditionell stellen die Frauen Fufu in einem großen Bottich, der am Boden steht, her. Die Zutaten wie Kochbananen oder Yams werden mit einem langen schweren Stampfer aus Holz zu Mus zerkleinert. Der ganze Boden vibriert. Eine Frau stampft, eine andere wendet den Teig, wenn der Schlegel oben ist – eben „off Beat“. Dabei unterhalten sie sich und passen auf die Kinder auf, die ringsherum spielen. Off Beat ist sozusagen der Grundrhythmus des Lebens in Ghana, den schon die Babys im Bauch der Mutter oder auf ihrem Rücken hören.
Besonders beeindruckt hat mich, dass die westafrikanische Musik eine offene ist. Musiziert wird auf einfachen Instrumenten wie Klanghölzern beispielsweise. Jeder und jede, selbst ein kleines Kind kann so ein Instrument spielen. Es muss nur im richtigen Takt bleiben, aber das können die Kinder, denn sie wachsen ja damit auf.
Diese Offenheit des Musizierens hat mein Spektrum erweitert. Inzwischen kann ich wunderbar mit Musikern aus Ghana zusammenspielen. Nach ein paar Minuten bin ich wieder drin. Die Aufnahmen für den offiziellen Song des Tourismusministeriums „Welcome to Ghana“ haben mir großen Spaß gemacht. Zurzeit sind einige ghanaische Musiker in Deutschland auf Tournee. Ich freue mich, wenn wir hier in Hanau mal zusammen auftreten und Konzerte geben können.