Sonntagsgruß für den 5. Sonntag nach Trinitatis, 17. Juli 2022

Liebe, da fällt einem sofort ein: Das ist die innige Zuneigung zwischen Mann und Frau. Vielleicht erleben Sie das schon seit vielen Jahren. Vielleicht ist das auch ganz neu für Sie und der Bauch voller Schmetterlinge. Vielleicht sind Sie aber auch traurig, weil eine Liebe zerbrochen ist oder weil Sie schon seit langer Zeit vergeblich nach einer Liebe suchen. So oder so: Liebe bewegt uns, betrifft uns, lässt uns nicht kalt.

Aber ist Liebe nur die Zuneigung zwischen Mann und Frau? Heute ist unsere Gesellschaft Gott sei Dank so aufgeschlossen, dass auch andere Formen von Partnerschaften als normal gelten. Menschen dürfen sich so lieben, wie sie es sich wünschen.

Aber bei Liebe geht es nicht nur um Partnerschaft und schon gar nicht nur um Sex. Liebe ist viel größer. Eltern lieben ihre Kinder und umgekehrt. Überhaupt liebt man sich innerhalb der Familie, meistens jedenfalls – Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Ich kann auch meine Freunde lieben, ohne dass das erotisch wird. Die Bibel sagt, man soll seinen Nächsten lieben und, wenn möglich, sogar seine Feinde. Und man kann auch seine Heimat lieben, Schwarzwälder Kirschtorte oder die Frankfurter Eintracht.

Liebe ist also ein sehr vielseitiges Gefühl, das aber durchweg mit positiven Empfindungen besetzt ist. Und in aller Regel ist es ein Gefühl zwischen Menschen. Aber wie sich die Liebe konkret äußert, was man alles aus Liebe heraus tut, sagt und fühlt, das ist ganz verschieden. Das hängt an dem, den ich liebe. Das hängt aber auch an mir selbst. Liebe ist das Gefühl im Hintergrund, der Motor, der mein Seelenleben in Gang hält.

Aber woher kommt die Liebe? Denn offensichtlich haben wir ja alle dieses Gefühl irgendwie eingebaut. Es gehört zu uns. Für die Kirche ist klar, dass da Gott dahintersteckt. Er hat uns geschaffen, und damit auch die Liebe, die in uns ist. Er hat uns geliebt und wird uns immer lieben. Und er hat uns in seinem Sohn Jesus Christus vorgemacht, was lieben heißt.

Der Apostel Paulus hat aus diesem Glauben heraus ein „Hohelied der Liebe“ geschrieben (1. Korinther 13). So nennt man es, weil es umfassend und vielfältig beschreibt, wie Liebe wirken kann. Für ihn Liebe das größte Gefühl ist und steht noch über Glaube und Hoffnung.

Paulus meint mit dieser Beschreibung eigentlich nicht die Liebe zwischen Mann und Frau, auch wenn wir das gerne so lesen. Und doch kann seine Beschreibung der göttlichen Liebe zeigen, wie auch zwischen uns Menschen Liebe aussehen kann. Denn aus dem Wissen, von Gott geliebt zu sein, kann unsere Liebe Kraft gewinnen, die wir anderen Menschen entgegenbringen.

Dass Sie immer wieder Liebe spüren, wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn

Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst um 10.00 Uhr in die Kirche in Niederdorfelden.