Sonntagsgruß zum 19.6.22

Geld allein macht nicht glücklich“, wie oft haben wir diesen Satz schon gehört und auch selbst verwendet. Ich denke dabei z. B. an Menschen, die vermeintlich alles haben, dann aber einen tragischen Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Diese Menschen können sich zwar finanziell vermeintlich viel leisten, aber z. B. Glück, Gesundheit oder Zufriedenheit sind eben unbezahlbare Güter, die keinen Unterschied zwischen armen und reichen Menschen machen. Und trotzdem sagen einige Studien aus, dass es reichen Menschen oft leichter fällt, Glück zu erhalten, da sie sich eben den einen oder anderen Wunsch erfüllen können, der für andere unerschwinglich ist. Hier stellt sich mir dann immer nur die Frage, ob dieses Glück dann auch immer lange währt. Reicht ein teures schnelles Auto oder die Weltreise für die endgültige Zufriedenheit im Leben? Wann kann ein Mensch von sich sagen, dass er ein gutes Leben gelebt hat? Und reicht es aus, wenn das Leben für mich gut war oder gibt es da noch mehr?

In einer menschlichen Gesellschaft geht es zwar um jeden Einzelnen, aber auch letztendlich um die Gemeinschaft, in der wir leben. Und in dieser Gemeinschaft hat jeder Mensch eine Verantwortung sich und anderen gegenüber. In der Apostelgeschichte findet sich der Satz „Geben ist seliger als nehmen“. Auch wir können diesen Satz für unser Zusammenleben nutzen. Und dabei soll es nicht unbedingt nur um finanzielle Zuwendungen gehen. Auch ein Lächeln, ein gemeinsamer Spaziergang oder Hilfe bei Behördengängen sind ein Geschenk.  Es wird immer ärmere und reichere Menschen geben, aber die Herausforderung für uns alle ist doch, dass dies in einem harmonischen Miteinander geschehen kann. Es soll sich kein Mensch seiner Armut schämen müssen, sondern sich der Akzeptanz und Unterstützung seiner Mitmenschen gewiss sein. Dies geschieht schon in vielen Bereichen, z. B. durch Kleiderkammern oder Essenstafeln, die in der Regel von Ehrenamtlichen betreut werden. Doch es gibt noch immer viel zu tun. Wir alle dürfen nicht an unseren Mitmenschen vorbeischauen.

Im heutigen Bibeltext wird von Lazarus berichtet, der sein Leben lang vom reichen Mann ignoriert wird, bis sie sich nach ihrem Tod wieder treffen: der Arme hat den Ehrenplatz bei Abraham im Himmel, der Reiche leidet Feuerqualen. Jesus wollte mit diesem Gleichnis seine Mitmenschen aufrütteln, ihnen sagen: Schaut hin, was vor eurer Haustür geschieht, helft den Armen, schenkt ihnen Aufmerksamkeit und ein wenig Zeit. Wichtig ist, dass ihr nicht wegseht! Denn wer die Not anderer ansieht und sich davon berühren lässt, wird etwas abgeben. Dann dient der Besitz dem Wohle anderer und wandelt sich in Segen. Mit diesem Segen erhalten wir auch Glück und Zufriedenheit und dann können wir uns gewiss sein, dass wir ein gutes Leben führen. Amen.

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen und euch

Vera Schwarz

Lektorin der Kirchengemeinden Gronau/Niederdorfelden