Sonntagsgruß für den Sonntag Trinitatis, 12. Juni 2022

Manche Dinge sind so sicher wie das Amen in der Kirche, sagen wir. Damit meinen wir, dass etwas ganz gewiss so ist, ohne Wenn und Aber, unerschütterlich, dauerhaft und sicher. Denn das Wort Amen bedeutet eine Bekräftigung, eine Bestätigung. „So sei es“ heißt es übersetzt aus dem Hebräischen, woher es kommt.

Nur: Was ist denn für uns dauerhaft und sicher? Das kann man sich in der Tat fragen. Denn vieles scheint unsicher geworden in den letzten Jahren. Corona hat unser Zusammenleben stark verändert, man ist vorsichtig geworden seinen Mitmenschen gegenüber – ich könnte mich ja infizieren. Die Preise steigen unaufhaltsam und in ungeahnte Höhen – wie soll ich das alles noch bezahlen? Es gibt einen brutalen Angriffskrieg in Europa – werden die Raketen auch zu uns kommen? Die Sicherheit, in der wir uns jahrzehntelang gewogen haben, scheint abhanden gekommen zu sein.

Zeiten der Unsicherheit gab es natürlich schon immer, und unzählige Menschen haben nicht gewusst, wie es weitergehen soll. Manchmal wird man eben in seinen Grundfesten erschüttert. Das gehört zu den Urerfahrungen der Menschheit, und – natürlich – redet auch die Bibel darüber.

Einer von denen, die das erleben mussten, ist der Apostel Paulus. Als hoch gebildeter jüdischer Theologe Saulus gab ihm seine Tradition Sicherheit und auch Geborgenheit. Deshalb verteidigte er diese Tradition gegen die neuen Reden dieses Jesus von Nazareth, der offenbar alles zustören wollte, woran Saulus glaubte. Und deshalb verfolgte er die Christen, wo er nur konnte. Bis Jesus selbst ihm erschien und ihn aus der Bahn warf.

Die Bibel erzählt, dass das vor Damaskus geschah und dass Saulus blind wurde. Das war natürlich ein Schock, der das bisherige Leben komplett umwarf. Einige Zeit später aber hat Paulus sein Augenlicht wiedergefunden. Und vor allem hat er eine neue Sicherheit gefunden, die Sicherheit, dass Gott uns Menschen liebt und dass er selbst in seinem Sohn Jesus von Nazareth zu uns gekommen war. Amen, so sei es!

Aus dieser neuen Sicherheit heraus ist Paulus dann in die Welt gereist, um den neuen Glauben zu verkünden und zu verbreiten. Und das ist ihm durchaus geglückt, sonst gäbe es auch unsere Kirchengemeinden nicht. Ihm ist klar geworden, dass Gott so groß und gnädig ist, dass er ihm gegenüber sogar schon in den früheren Zeiten seines Unglaubens barmherzig war. Und diese neue Sicherheit ist größer und fester als alles, was Paulus bisher gekannt hatte. „Denn aus Gott und durch ihn ist alles! Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“ (Römerbrief 11,32-36) Amen, so sei es!

Mögen Sie sich sicher und geborgen fühlen!
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn

Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst um 10.00 Uhr in die Kirche in Niederdorfelden.