Auf meinem geistlichen Lebensweg gab es eine Zeit, in der ich mir für mich ein Leben in einem Kloster gut vorstellen konnte. Und so machte ich mich als junger Mann auf den Weg und informierte mich über die verschiedenen Ausrichtungen mönchischen Lebens. Mein geistlicher Weg führte dann aber über das Theologiestudium, die praktische Ausbildung zum Religionslehrer und über das Vikariat in den Beruf des evangelischen Pfarrers. Wenn ich heute auf diesen langen Weg zurückschaue, dann fallen mir Namen von Menschen ein, die auf meinen Wegen wichtige Impulse setzten und mit denen ich so manche Gedanken bewegen konnte.

„Wes Geistes Kind ich bin, bestimmt woher, wohin“ – so lautete vor einigen Jahren das Motto eines regionalen Kirchentags an Pfingsten im Kirchenkreis Gelnhausen. Die Jünger, von denen die Apostelgeschichte schreibt, werden – von einer Kraft aus der Höhe ‚überrascht‘ – vom Heiligen Geist ergriffen, ja geradezu erfüllt. Sie füllen sich nicht selbst damit, sondern sie lassen etwas an ihnen geschehen. „Wes Geistes Kind ich bin, bestimmt woher, wohin“ beschreibt denselben Vorgang. Gottes guter Geist ergreift Menschen und nimmt sie in den Dienst für die Sache Gottes. Da werden dann nicht selten eingeschlagene Wege verlassen und das Leben neu überdacht – neu ausgerichtet: „…bestimmt woher, wohin“. Wo Gottes Geist herrscht, suchen Menschen – im Vertrauen auf Gottes Anwesenheit und Beistand – den Herausforderungen dieser Zeit zu begegnen und fragen nach dem, was „jetzt dran“ ist – persönlich und ganz konkret und aktuell in dieser Welt.

Gottes guter Geist öffnet Menschen und stellt sie hinein in eine weltumspannende Gemeinschaft. Das feiern Christ*innen auf dem ganzen Erdenkreis an Pfingsten. Wir hören im Evangelium zu diesem Fest wie die Apostel nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt am Fest der Ausgießung des Hl. Geistes begeistert, ja geradezu „entflammt“ werden und für die Sache Gottes glühen. So singen und bitten auch wir an Pfingsten im Gottesdienst mit Worten des mittelalterlichen Hymnus „Veni Creator Spiritus – Komm Heiliger Geist“ – „Entflamme Sinne und Gemüt, dass Liebe unser Herz durchglüht und unser schwaches Fleisch und Blut in deiner Kraft das Gute tut.“ Von Gottes Geist berührt und beseelt lassen wir uns ansprechen in vielfältiger Weise. In Situationen, in denen wir uns ängstigen, sind wir eingeladen den Geist Gottes als Tröster in unser Leben zu rufen: „Komm Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt, aus dir strömt Leben, Licht und Glut, du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.

Wes Geistes Kind ich bin, bestimmt woher, wohin. Da, wo Gottes Geist von mir Besitz ergreift, ist es an mir, Gott walten zu lassen und nach seinem Weg in meinem Leben zu fragen. Dort, wo ich mich Gottes Geist öffne, und mich ansprechen lasse, darf ich darauf vertrauen, dass ich nicht allein auf dem Weg bin. Und da machen Menschen ja ganz überraschende Erfahrungen. Da gibt es Begegnungen mit Menschen, die ich im Nachhinein als „gottgesandt“ empfunden habe. Pfingstlich in diesen Tagen leben heißt aber auch fest auf Gottes Hilfe und des Heiligen Geistes Beistand in all den Veränderungen, die jetzt für Sie als Kirchengemeinde in Gronau und Niederdorfelden – oder auch bei mir in der Bertha-von-Suttner-Schule – anstehen, zu vertrauen.

Ich wünsche Ihnen gesegnete und frohe Pfingsten

Andrew Klockenhoff,

Pfarrer an der Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau