In einem bewegenden Gottesdienst wurde Pfarrer Heinrich Schwarz nach 28 Jahren Dienst in der Kirchengemeinde Rodenbach in den Ruhestand verabschiedet. Ein Rückblick auf 37 Jahre im Dienst der Kirche in der Gemeinde, in der Notfallseelsorge und in der Diakoniestation Rodenbach.

„Es war mir immer ganz wichtig, Kontakt zu den Menschen zu halten und sie zu begleiten.“, sagt Pfarrer Heinrich Schwarz. Von zentraler Bedeutung sind dabei Taufe, Trauung und Beerdigung, aber nicht nur. Gemeindepfarrer zu sein, das war seine Berufung und Lebensaufgabe. Dass er sich nach dem Abitur nicht für Wirtschaftswissenschaften, sondern für das Theologiestudium in Bethel, Göttingen und Marburg und entschieden hat, das stand nie infrage. Im Kirchentreff Rodenbach blickt Pfarrer Schwarz auf insgesamt 28 Jahre Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Rodenbach zurück. Nach fast drei Jahrzehnten fällt der Abschied allen nicht ganz leicht.

Gleichwohl hat Pfarrer Schwarz sich kurzfristig entschieden, ein wenig früher als vorgesehen, mit 62 Jahren, sich aus dem aktiven Pfarrdienst zurückzuziehen. Letztes Jahr am Heiligen Abend, als er – wie üblich eigentlich – das gemeinsame Familienessen und die Bescherung nicht zu Hause er-leben konnte, da wusste er: So ein Weihnachten möchtest du nicht noch einmal er-fahren. „Ich freue mich auf die Zeit mit meinen vier Enkeln“, sagt der Pfarrer und Opa deshalb. Den Plan für die Zukunft hat bereits eine der Enkelinnen mit einem Foto aufgezeigt, die im Liegestuhl unter dem Schirm am Strand die Sonne genießt. Muse haben, Dinge auf sich zukommen lassen, mehr Raum und Zeit für die Familie, das steht nach 37 Dienstjahren im Vordergrund.

Als Heinrich Schwarz am 1. August 1994 in seinen Dienst im Pfarramt I in Rodenbach eingeführt wurde, da war dies seine zweite Pfarrstelle. Sieben Jahre lang, von 1987 bis 1994, hatte er nach dem Vikariat in Kassel die Pfarrstelle in Borken inne. Dort, so erinnert sich Schwarz, machte er bereits nach 14 Tagen Erfahrung mit ganz neuen Aufgaben im Pfarramt. Eine kleine Kirche im Ortsteil Pfaffenhausen wurde saniert und so musste der Pfarrer bei einem Ortstermin mit den Architekten entscheiden, ob die Ortgänge aus Blech oder Schiefer zu bestellen seien. „Man wächst da ´rein. Und man lernt, Leute zu fragen, die Ahnung haben.“, meint er heute. Dass er es in Rodenbach mit Schwamm im Dachstuhl der Kirche und einer langwierigen Sanierung zu tun haben würde, das konnte er 1987 noch nicht ahnen.

Kurz nach Schwarz den Dienst als Pfarrer in Borken aufgenommen hat, wurde die Gemeinde durch ein schweres Grubenunglück erschüttert, 51 Bergleute kamen dabei ums Leben. „Damals habe ich erfahren, wie wichtig es ist, auf Katastrophen reagieren und die Menschen persönlich begleiten zu können.“, so Schwarz. Er engagierte sich deshalb mit großem Einsatz in einem Projekt der Trauerbegleitung und Katastrophenhilfe für die Angehörigen und Kollegen der Toten, das auch wissenschaftlich begleitet wurde. Mit diesen Erfahrungen hatte der Pfarrer für die Anfrage des Hanauer Stadtbrandinspektors, eine Notfallseelsorge ins Leben zu rufen, sofort ein offenes Ohr. Heinrich Schwarz baute ab 1999 im Main-Kinzig-Kreis die Strukturen der Polizeinotfallseelsorge auf und organisierte die Aus- und Weiterbildung. „Es ist eine sehr befriedigen-de und sinnvolle Arbeit.“, sagt Schwarz zu seinem Engagement, für das er von 2006 bis 2018 eine halbe Pfarrstelle zur Verfügung hatte.

Als Gemeindepfarrer mit halber Stelle lag ihm besonders die Diakoniestation Rodenbach am Herzen, die er lange Zeit als geschäftsführender Pfarrer leitete. Inzwischen wird die Einrichtung von einem Geschäftsführer geleitet. „Das lässt sich heute nicht mehr nebenbei erledigen.“, sagt Schwarz. „Mein Bestreben war es immer, das anzubieten, was die Menschen brauchen. Fair und auf hohem Niveau und so wie wir uns vorstellen, wie Pflege und Beratung sein sollten. Die Pflege von Kranken und Alten gehört zum christlichen Profil seit der Urgemeinde.“ Die Diakonie hat in Rodenbach eine lange Tradition, bereits 1917 war eine Gemeindeschwester im Auftrag der Kirchengemeinde tätig. Pfarrer und Kirchenvorstand zogen in puncto Diakoniestation am gleichen Strang und waren sich weitgehend einig. „Wir haben eine Diakonie, das ist uns wichtig. In vielen Gesprächen gaben die Menschen überaus positive Rückmeldungen.“

Nach seiner Verabschiedung am Sonntag beginnt für Heinrich Schwarz ein neuer Lebensabschnitt. Er wird weiterhin in der Region bleiben, die ihm als gebürtigen Langenselbolder von Kindheit an vertraut ist und die er nun als Opa mit seinen Enkeln neu entdecken kann. „Als Großeltern werden wir eine andere Balance finden.“