Sonntagsgruß für den Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti, 24. April 2022

In vielen Haushalten bleiben Eier übrig von den vielen, die an Ostern verschenkt, verteilt und gefunden wurden. Da ist Kreativität gefragt, weil man Lebensmittel ja nicht wegwirft. Und manchmal auch Durchhaltevermögen, weil man sie womöglich kaum noch sehen kann. Im Garten bleiben die Plastikeier vielleicht noch etwas hängen oder anderer Osterschmuck. Und in der Kirche steht seit Ostern wieder eine neue Osterkerze, die an die Auferstehung Jesu erinnert und deshalb in jedem Gottesdienst entzündet wird.

Aber das sind Äußerlichkeiten. Die Auferstehung Jesu Christi, von der Ostern eigentlich erzählt, ist längst vom Alltag überdeckt. Von neuem Leben keine Spur. Dabei ist die Rede von neuem Leben, das Gott durch die Auerweckung Jesu Christi gestiftet hat, nicht nur abstrakt, nach wie vor unglaublich und kaum zu verstehen. Wir müssen auch immer wieder ansehen, dass Leben ziemlich „alt“ geblieben ist, so wie früher. Und manchmal sogar noch viel schlimmer, wie man in Mariupol und anderen ukrainischen Städten derzeit sehen kann. Was bleibt also von Ostern?

Diese Frage ist nicht neu. Schon wenige Jahre nach Jesu Tod haben sich die Gemeinden gefragt, welche Konsequenzen Ostern denn eigentlich für sie hat. Ursprünglich hatten sie gedacht, Jesus käme in Kürze wieder, und sie alle würden miterleben, wie das Reich Gottes tatsächlich anbricht. Aber das geschah nicht, und im Laufe der Jahre wurden die Menschen immer unsicherer, ob der Bericht von der Auferstehung nicht doch nur Lug und Trug sei.

Aber es gab immer wieder welche, die so stark im Glauben waren, dass sie diese Botschaft verteidigten. So sind aus diesen Fragen die Briefe entstanden, die wir im Neuen Testament finden. Darin finden sich nicht nur viele Hinweise und Regelungen, wie man das Zusammenleben in der Gemeinde hinbekommt. Sie enthalten auch Erklärungen, wie man das Geschehen, dass Gott selbst in seinem Sohn zu uns Menschen gekommen ist, verstehen kann.

Eine solche Antwort findet sich im Kolosserbrief, den ein Schüler des Paulus verfasst hat und der erklärt, dass man an Ostern das Sterben und auch das neue Leben Jesus Christi nachspüren kann: in der Taufe nämlich, wo man beim Untertauchen mit Christus stirbt und beim Auftauchen ebenso wir er neues Leben erhält. (Kolosser 2,11-15) Deshalb hat man damals die neuen Mitglieder der Gemeinden an Ostern getauft. Und nachspüren können wir das in den Osterfeiertagen auch heute noch.

Auf alle Fälle aber geht es an Ostern darum, dass unser Gott ein Gott des Lebens ist. Das Leben steht im Vordergrund, was auch passiert. Leben kann immer wieder neu beginnen, auch wenn vieles dagegen spricht. Das schenkt Hoffnung, für die Menschen in den früh-christlichen Gemeinden, aber auch für uns. Und die bleibt von Ostern!

Eine gesegnete Osterzeit wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn

Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst um 10.00 Uhr in die Kirche in Gronau.