Menschen aus der Ev. Kirchengemeinde und aus der Stadt Langenselbold gründen Aktionsbündnis „Hand-in Hand-helfen“
Seit vergangener Woche kommen Menschen aus der Ukraine in Langenselbold an – müde, erschöpft, sorgenvoll finden sie Zuflucht. Wie können wir die Kinder ein wenig auffangen? Wie die Familien entlasten? Wie Kontakt herstellen? – kurz: Wie können wir helfen? Diese Fragen beschäftigen viele Langenselbolder angesichts der unfassbaren Nachrichten und Bilder, die uns Tag für Tag aus den Kriegsgebieten erreichen.
Stefanie Müller ergreift die Initiative
Eine, die einfach angefangen hat, aktiv zu werden, ist Stefanie Müller, Erzieherin und Kinderpädagogin. Ihr liegen die Kinder besonders am Herzen. Deshalb ist sie mit Kinderrädern und Rollern, Inlinern und Skateboards im Kofferraum zum Jugendzentrum Ronneburg gefahren, wo seit einigen Wochen ca. 70 Menschen ein vorübergehendes Quartier gefunden haben. „Die Kinder haben die Angebote schnell angenommen. Es ist einfach schön zu sehen, wenn die Kinder einen Moment lang vergessen und wieder lachen können.“ Für Stefanie Müller, selbst Mutter, ist dies bereits Motivation genug, um auch in Langenselbold die Initiative zu ergreifen. Als sie erfahren hat, dass die Turnhalle der KKS (Käthe-Kollwitz-Schule) Langenselbold für Geflüchtete zur Verfügung gestellt wird, hat sie kurzerhand eine Whatsapp-Gruppe „Hand in Hand helfen“ zur Organisation von Hilfsmaßnahmen eingerichtet und erste engagierte Menschen dazu eingeladen. Gleichzeitig nahm sie Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde auf. Denn noch etwas bewegt die Erzieherin: „Die Kinder bekommen mit, was passiert. Da kommen viele Menschen. Ich möchte an sie weitergeben, man ist nicht ohnmächtig, wir können helfen.“
Kirche bietet Netzwerk, Struktur und Ressourcen
Bei Christina Hohmann, Mitglied im Kirchenvorstand, Jutta Reinstädt, Jugendarbeiterin, und Pfarrer Rainer Seitz stieß Müller mit ihrer Initiative auf offene Ohren. Auch hier war man bereits damit beschäftigt, Unterstützung in die Wege zu leiten. „Der Kirchenvorstand fasste den Beschluss, das Pfarrhaus I am Marktplatz für Geflüchtete bereitzustellen und hat das Gebäude als Wohnunterkunft dem Kreis gemeldet“, so Christina Hohmann. Mit der Bildung des Aktionsbündnisses „Hand in Hand helfen in Langenselbold“ bietet die Kirchengemeinde weitere ihre Unterstützung mit ihrem organisatorischen Rahmen, ihren Strukturen und vielfältigen Ressourcen an. Auch die katholische Kirchengemeinde hat aktiv die Kooperation angeboten und ist einbezogen.
Mithilfe der Kirchengemeinde und der Gruppe wird rasch ein Zusammenschluss der Hilfswilligen ermöglicht. „Unser Vorteil ist, dass wir auf eine Struktur und Vernetzung zurückgreifen können mit allen Vorteilen, die ein solcher organisatorischer Rahmen bieten kann.“ Zudem bieten sich weitere Möglichkeiten, für andere Unterstützung und Hilfe anzubieten. Dabei – und das ist den Initiatoren ein wichtiges Anliegen, darf man sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. „Für einen alleine ist das zu viel.“ , so Müller.
Aktionsbündnis unterstützt auf vielfältige Weise
In enger Absprache und Zusammenarbeit mit der Jugendförderung der Stadt, mit Corinne Stuttmann und Timo Kresslein, organisiert das Aktionsbündnis nun die konkrete Unterstützung und Begleitung der Geflüchteten vor Ort. Der Kontakt zum verantwortlichen Betreiber ist hervorragend, denn auch Thomas Giegerich liegt sehr daran, dass die Kinder jeden Alters und ihre Angehörigen so gut wie möglich untergebracht werden. So bieten seit einigen Tagen Pfarrer Seitz und viele Ehrenamtliche täglich ihre Hilfe an.
Beispielsweise haben sich bereits sechs Übersetzer beim Aktionsbündnis gemeldet. Ihre Dienste sind nicht nur von unschätzbarem Wert, wenn Geflüchtete zu Fachärzten begleitet werden sollen. Gebraucht werden jetzt Kleidung und Artikel des täglichen Bedarfs. In der KKS wir mithilfe von Alexandra Schroth vom „Kinderkram“ – Laden eine Kleiderkammer aufgebaut. Hierfür müssen die Spenden gesammelt und sortiert werden. Speziell für Kinder bieten die Stadt mit der „Kecken Schnecke“, dem mobilen Spielangebot gemeinsam mit Jutta Reinstädt Aktionen und Begegnungsmöglichkeiten an. Die Kinder und Jugendliche, die in den Sammelunterkünften leben, können noch keine Schule besuchen. Inwieweit sich Online-Unterricht auf Ukrainisch organisieren lässt, ist noch offen. Aus diesem Grund werden vom Helferkreis immer wieder neue Beschäftigungsangebote für Kinder, aber auch für Erwachsene, orientiert an den geäußerten Bedarfen, überlegt und umgesetzt.
Helfende Hände sind willkommen, Wohnungen dringend gesucht
„Das, was gerade gebraucht wird, ist sehr vielfältig. Vieles wird sich im Laufe der Zeit ändern, einiges wird sich wohl wiederholen.“, so die Einschätzung von Christina Hohmann. „Es wird ein Langstreckenlauf, kein Sprint.“, ergänzt Pfarrer Seitz. Zurzeit werden knapp 100 Menschen in der Turnhalle Langenselbold versorgt, pro Woche rechnen die Betreiber mit zehn bis zwanzig weiteren Menschen, die Hälfte davon sind Kinder. Helfende Hände sind jederzeit willkommen, jeder und jede kann sich nach seinen Interessen und Fähigkeiten einbringen. So werden weiterhin gezielt gesuchte Sachspenden gerne nach Rücksprache angenommen. Ganz dringend wird weiterhin Wohnraum gesucht. „Hier unterstützen wir Haushalte sehr gerne, die Geflüchteten mit für diese eigenem Wohnraum helfen und mit ihnen in Austausch kommen wollen.“
Alle Menschen sind zum Friedensgebet herzlich eingeladen
Eine gute Gelegenheit zum Austausch bietet das Friedensgebet in der evangelischen Kirche am Dienstagabend. Einige Gebete und Texte werden in das Ukrainische übersetzt.
Hand-in-Hand-helfen-Langenselbold – Netzwerk über Facebook und WhatsApp
So wurden bereits neun verschiedene Gruppen eingerichtet, die sich unterschiedliche Bereiche organisieren. So sorgt Alexandra Schroth für die Verteilung der Sachspenden, Jutta Reinstädt und Timo Kresslein organisieren die Kinderbetreuung oder Sarah Schmidt lädt zur Supervision und zum Austausch zwischen Vermietern, Gastgebern und unter Geflüchteten ein. Niedrigschwellige Beratungsangebote sind in Vorbereitung.
Weitere helfende Hände sind herzlich willkommen
Kontakt unter jutta.reinstaedt@ekkw.de oder handinhand-langenselbold@gmx.de
Mehr Informationen unter Facebook: Hand in Hand helfen Langenselbold