Im biblischen Text für diesen Sonntag (Mk 10,35-45) starten Jakobus und Johannes eine mutige Initiative. Sie spüren, dass Jesus sterben wird. Sie wollen seine Rolle übernehmen oder zumindest bis zu seinem Tod an seiner Seite sein. Vielleicht haben sie auch Angst und wollen sich auf ein Leben ohne ihn vorbereiten oder sie sehnen sich danach, an der Macht zu bleiben. Jesus korrigiert die beiden und antwortet: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“ (Mk 10,42-44).

Jesus wendet ihren Ehrgeiz und ihr Streben in die umgekehrte Richtung. Statt nach oben geht es nach unten. Statt Ruhm kommt das Leiden. Statt an die Oberfläche geht es in die Tiefe. Stärker kann das Gegenbild zur damaligen und auch gegenwärtigen Gesellschaft nicht ausgedrückt werden. Dem Herrschen, der Macht und der Gewalt setzt Jesus das Dienen entgegen.

Unser Leben entfaltet und erfüllt sich nicht, wenn wir es im Blick auf den eigenen Vorteil führen, sondern wenn wir es mit anderen teilen und anderen dienen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Auch im aufopferungsvollen Dienen geht es manchmal um einen selbst.
Es ist unsere Berufung, den Weg Jesu nachzugehen, ihm immer ähnlicher zu werden und eine Gemeinde anderer Verhältnisse zu sein, von der die Menschen sagen: Seht wie sie untereinander teilen, ihre Kraft für andere einsetzen, einander lieben – und dienen. Hinter diesem Anspruch bleiben wir zurück, wenn wir aus eigener Kraft und mit eigenen Motiven dienen. Wir kommen diesem Anspruch jedoch näher, wenn wir Gott bitten, dass er unser Tun und Lassen so verwandelt, dass es anderen hilft und dient.

Bleiben Sie behütet! Ihre Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar