Sonntagsgruß für den Sonntag Lätare, 27. März 2022
Bei den Nachrichten, die uns täglich aus der Ukraine erreichen, kann es einem vergehen: Ein grausamer kriegerischer Überfall mitten in Europa – wir hatten doch alle gedacht, dass das nach vielen Jahrhunderten nun endlich vorbei wäre. Aber die Grausamkeiten, die Menschen Menschen antun können, sind offenbar doch nicht vorbei. Es gibt sie immer noch. Und das lässt uns erschüttert und verängstigt in den Fernseher blicken.
Dass gerade jetzt die Kirche einen Sonntag feiert, der „Lätare“ heißt, „Freut euch!“, scheint da geradezu zynisch. Wie soll man sich denn freuen, wenn Menschen ohne Wasser, Strom und Nahrung Todesangst erleben und Mütter nur mit ihren Kindern, aber ohne Ehemann auf der Flucht vor den Bomben sind?
Das haben sich Menschen wahrscheinlich schon immer gefragt. Denn Krieg und Leiden sind ja keineswegs neu. Sie gehören zu uns Menschen hinzu, das lehrt uns die Geschichte. Und auch die Bibel stellt sich – natürlich – dieser Frage. Und das nicht nur einmal.
Einer von denen, die sich dazu äußert haben, ist ein uns unbekannter Prophet, dessen Weissagungen an das Buch des großen Jesaja angehängt sind. Er lebte zu der Zeit, als große Teile des Volkes Israel nach Babylon verschleppt worden waren. Jerusalem und der geliebte Tempel waren von den Babyloniern zerstört – ein Bild wie in vielen ukrainischen Städten im Jahr 2022! Und doch verkündet dieser Prophet seinem Volk eine frohe Botschaft. Gott werde von seinem Zorn ablassen und dem Volk Erbarmen und Frieden bringen. Denn Gott war ja immer ein Gott, der sich um sein Volk sorgt und nur recht kurze Zeiten des Leids zulässt. Das hat er nicht zuletzt an Noah gezeigt, dessen Arche aus der Sintflut gerettet wurde und dem Gott zusagte, dass so etwas Schlimmes nie wieder geschehen würde. (Jesaja 54,7-10)
Wahrscheinlich haben die Menschen damals in Babylon dem Propheten auch kaum geglaubt. Viel zu unwahrscheinlich schien ihnen, dass es wieder Frieden geben würde und sie in die alte Heimat zurückkehrten könnten. Und doch hielt er an seiner Botschaft fest und daran, dass Gottes Erbarmen und sein Frieden nicht vergehen werden, auch wenn es uns so erscheinen mag. Denn Gott wirkt oft im Hintergrund und ohne, dass wir es merken.
Die Menschen in Babylon haben wenige Jahre später doch erlebt, dass sie zurückkehren konnten. Das hat ihnen und vielen anderen nach ihnen Kraft, Hoffnung und Glauben gegeben. Denn dieser Glaube an Gottes Liebe und Güte kann tragen. Auch uns in diesen Zeiten, und auch über das Entsetzen hinaus. Wenn das kein Grund zur Freude ist …
Seien Sie behütet und gesegnet!
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn
Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst um 10.00 Uhr in die Evangelische Kirche in Gronau.
Achtung: Die Zeit wird eine Stunde vorgestellt. Bitte denken Sie daran!