Es reicht! Ich kann nicht mehr! Ich will auch nicht mehr!
So geht es Elia, dem Propheten. Er hat die Nachricht erhalten, dass Königin Isebel ihn umbringen will. Die Angst vor der fast schon übermächtigen Königin lässt ihn fliehen – hunderte von Kilometern vom Norden Israels bis in den tiefen Süden. Dort lässt er seinen Diener zurück und geht noch einen Tag weiter in die Wüste. Alle Anstrengung scheint ihm umsonst gewesen zu sein. Es reicht. Er kann nicht mehr und er will auch nicht mehr. Und Elia legt sich unter einen Ginsterstrauch, schließt seine Augen – und will sterben.
Vor welcher Übermacht haben wir schon gestanden? Die Übermacht einer Krankheit, einer Trauer oder vielleicht Arbeitslosigkeit? Wo packt mich Angst, die mich vielleicht lähmt, bewegungsunfähig macht oder – ganz das Gegenteil – weglaufen lässt? Was in meinem Leben empfinde ich als wahnsinnig erschöpfend?
Elia macht die wunderbare Erfahrung, dass er im Tal seiner Angst nicht zugrunde geht, sondern von Gott begleitet und gestärkt wird. Gott schickt Elia einen Engel, einen Boten, der ihn anrührt, aufbaut und stärkt, der ihm Kraft gibt und ihm den Weg weist. Mir fallen Boten Gottes in meinem Leben ein: Menschen, die mich in den Tälern meines Lebens begleitet haben. Ich erinnere mich an hilfreiche und Zukunft eröffnende Ratschläge und auch Hoffnung schenkende Momente – an eine Umarmung und die Erfahrung, dass mir jemand sanft über den Kopf streicht und ich mich zutiefst verstanden fühle.
Elia wird von dem Engel zweimal angesprochen und zweimal gestärkt. Und dann ist noch lange nicht alles gut: Es folgt ein langer Weg durch die Wüste. Und Gott begegnet Elia im Klang einer sanften Stille. Sie lässt Elia aus dem Dunkel seiner Trauer und Hoffnungslosigkeit ins Licht der Gegenwart Gottes treten.
Die Erzählung von Elias Weg auf den Berg Gottes verstehe ich als Beschreibung meines Lebensweges. Da gibt es Momente der Erschöpfung und – Gott sei Dank – auch ein Vertrauen in den, von Gottes Engeln begleiteten Weg durch Wüsten. Und in der Stille, im Lesen und Bedenken der Tageslosung deutet sich Gottes Auftrag und seine Begleitung in meinem Leben an.
Nimm wahr … sei gestärkt … für das, was vor dir liegt.
Aus dem Evangelischen Gesangbuch (EG 383)
Herr, du hast mich angerührt. Lange lag ich krank danieder, aber nun die Seele spürt: Alte Kräfte kehren wieder. Neue Tage leuchten mir. Gott, du lebst. Ich danke dir.
Dank für deinen Trost, oh Herr. Dank selbst für die schlimmen Stunden,
da im aufgewühlten Meer sinkend schon ich Halt gefunden. Du hörst
auch den stummen Schrei, gehst im Dunkeln nicht vorbei.
Aus der Finsternis wird Tag. Tau fällt, um das Land zu schmücken. Sonne steigt und Lerchenschlag, meines Morgen zu beglücken. Lobgesang durchströmt die Welt.
Du hast mich ins Licht gestellt.
Langer Nächte Unheilsschritt, muss mich nun nicht mehr erschrecken. Um mich her
das Schöpfungslied soll sein Echo in mir wecken. Neue Quellen öffnen sich. Gott, du lebst.
Ich lobe dich.
Andrew Klockenhoff, Pfarrer an der Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau