Heute Abend werde ich meinen Weihnachtsschmuck wieder fein säuberlich verpacken und in den Schrank verstauen. Jetzt aber schaue ich noch einmal in die weihnachtlich geschmückte Wohnung mit der Krippe und erinnere mich noch einmal daran, was an Weihnachten für uns Menschen geschah: Die Hirten hörten von den Engeln die frohe Botschaft und fanden das Kind in der Krippe liegen – ein Mensch wie wir und doch zugleich Heiland für uns. Und dann kommen drei Weise aus dem Morgenland: Das Licht bleibt nicht verborgen. Menschen aus allen Ländern fühlen sich angesprochen von dem Licht in der Krippe und ziehen dorthin, bringen Geschenke und fallen vor dem Kind in der Krippe nieder. „Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude, A und O, Anfang und Ende zugleich“ – so singen wir an diesem Sonntag und bekennen uns zu dem Kind in der Krippe, als Grund ewiger Freude.

An diesem Sonntag hören wir im Evangelium von der Taufe Jesu. Mit Beginn seines Wirkens erfahren die Menschen in der Zuwendung Jesu Gottes kraftvolles Tun. Wer Jesus hört, hört Gottes Einladung, auf ihn zu hören, an ihn zu glauben – und ihn als guten weg- und richtungsweisenden Kompass durch das Leben zu bekennen. In Jesus erleben die Menschen Gottes Zuwendung: Er geht Menschen nach und lässt sich von Menschen finden. In Jesu Wirken erleben die Menschen, was beim Propheten Jesaja im 42. Kapitel als Gottes Zusage von dem Auserwählten Gottes, von dem, der den Geist Gottes besitzen und der Recht bringen wird, geschrieben steht: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jes 42,3). So erlebt z.B. Zachäus solch einen Moment: Menschen haben über ihn schon längst ihr Urteil gesprochen und den Stab über ihn zerbrochen. In Jesu Gegenwart erlebt er jedoch das Gegenteil: Jesus zerbricht nicht, sondern richtet auf – er löscht das, was nur noch ‚glimmt‘ nicht aus, sondern gibt ihm Kraft, Mut und neue Orientierung zum Leuchten – auch um „Licht in der Welt“ zu sein. Auch in meinem Leben fallen mir da Situationen und Momente ein, in denen ich das erfahren durfte: Da gab mir ein Gottesdienstbesuch neue Kraft zum Weitergehen und die Tageslosung war wie Licht an einem konkreten Tag. Auf Gott kann ich bauen und vertrauen und in meiner Sprachlosigkeit in seiner Gegenwart Worte empfangen, die Trost spenden und Mut machen. Ja, und auch das ist meine Erfahrung: Es müssen nicht immer Engel mit Flügel sein, die mir Gottes Hilfe und Zuwendung zu teil werden lassen.

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht nicht auslöschen. Das gilt auch für mich. Das glaube ich – und das lässt mich getrost in das neue Jahr 2022 gehen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Andrew Klockenhoff, Pfarrer an der Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau