Die Journalistin Meike Winnemuth hat vor einigen Jahren einen Selbstversuch gemacht: Sie hat ein Jahr lang jeden Tag das gleiche blaue Kleid getragen. Sie wollte wissen, wie sich das anfühlt, mit so wenig Auswahl auszukommen. 365 Tage lang blau. Eine andere Frau, die immer blau zu tragen scheint, ist Maria. Von keiner Frau wurden im Laufe der Geschichte so viele Bilder gemalt wie von ihr. Und auf so gut wie allen Bildern von Maria trägt sie blau. Bevor man Farben synthetisch herstellen konnte, musste man sie selbst anrühren. Blau stellte man her, indem man einen Edelstein, Lapislazuli, zu Pulver gemahlen und dann mit einem Bindemittel vermischt hat. Lapislazuli war selten und kam hauptsächlich in dem Gebiet vor, wo heute Afghanistan ist. Dieses tiefe Blau war also eine sehr teure Farbe, mit der man zeigen wollte: Maria ist mindestens so kostbar, wie das Blau ihrer Kleidung.

Maria – wer ist das eigentlich? Eine ganz normale junge Frau aus Nazareth, einer kleinen Stadt in Galiläa. Ihr Leben scheint normal zu verlaufen. Aber dann passieren auf einmal seltsame Dinge: Maria sieht einen Engel. Der sagt Engel zu ihr: „Hab keine Angst, Maria! Durch Gottes Gnade bist Du erwählt. Sieh doch: Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Du sollst ihm den Namen Jesus geben.“ (Lk 1,30-31) Und Maria jubelt darüber, dass Gott sich für sie entschieden hat, ein junges Mädchen vom Land, aufgewachsen in kleinen Verhältnissen.

Auf den Bildern trägt Maria blau. Die Farbe, die vor langer Zeit mal so unendlich kostbar war und die nicht nur, aber auch deshalb Marias Erkennungszeichen schlechthin geworden ist. Maria ist in Gottes Augen so kostbar, darin waren sich die frühen christlichen Maler einig, dass nur blau eine angemessene Farbe für sie ist. Und genau so kostbar sind wir für Gott. In seinen Augen tragen wir 365 Tage im Jahr blau.

Bleiben Sie behütet! Ihre Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar