Pfarrerin Simone Heider-Geiß nimmt Abschied von der Brückengemeinde Nidderau-Heldenbergen
Die milde Wintersonne lässt die Blätter im Fenster der Klinik-Kapelle leuchten. Sie taucht den kleinen Raum im Klinikum-Hochhaus in ein sanftes Grün. Ein Ort der Stille zum Durchatmen und Nachdenken, ein guter Ort, um mit Pfarrerin Simone Heider-Geiß über ihren Abschied als Gemeindepfarrerin und ihren Wechsel in die Klinikseelsorge zu sprechen. Zum ersten Januar wird sie Klinikpfarrer Hans-Joachim Roth nachfolgen, der in den Ruhestand verabschiedet wird.
„Seit fünf Jahren arbeite ich ja bereits mit halber Stelle hier im Klinikum und mit einer halben Stelle als Gemeindepfarrerin in der Brückengemeinde. In dieser Zeit der Einarbeitung stellte sich die Frage, ob die Klinikseelsorge mein Schwerpunkt werden könnte. Und ja, ich kann es mir vorstellen.“, sagt Simone Heider-Geiß. Wer die Pfarrerin kennt, weiß, dass ihre Leidenschaft schon lange der Seelsorge gilt. „Dieseelsorgt“ ist der Insta-gram-Account von Simone Heider-Geiß, auf dem sie über Gemeinde und Klinik hinaus Menschen erreichen will.
Arbeitsschwerpunkte sind die Stationen Psychiatrie und Neonatologie
Im Klinikum arbeitet sie im Team der christlichen Seelsorge mit Anna Hartmann, Dr. Peter Henneveld und Hanna Ehlers. Brigitte Burbach und Hans-Joachim Roth werden noch in diesem Jahr in den Ruhestand verabschiedet. Viele Aufgaben werden von der evangelischen und katholischen Kirche im Wechsel wahrgenommen, wie beispielsweise die Rufbereitschaft rund um die Uhr, die Sonntagsgottesdienste in der Klinikkapelle oder die Sozialbestattungen für mittellos Verstorbene. Deren Koordination wird künftig zu den Aufgaben von Pfarrerin Heider-Geiß gehören, ebenso wie viertel-jährliche Gemeinschaftsbeisetzungen früh verstorbener Kinder am Kindergrabmal. „Wir arbeiten hier ökumenisch. Die einzelnen Stationen werden nicht mehr parallel von den beiden Konfessionen betreut, sondern jede Station hat einen Seelsorger bzw. eine Seelsorgerin aus dem ökumenischen Team.“ Die Schwerpunkte von Heider-Geiß sind seit 2017 die Neonatologie (Frühgeborenen-Intensivstation), die Pädiatrie (Kinderklinik) und die Psychiatrie. Selbstverständlich ist sie auch auf allen an-deren Stationen anzutreffen, insbesondere dann, wenn Patienten ein Gespräch wünschen und sie gerufen wird. „Seelsorge ist für alle Menschen da. Im Krankenhaus werden die hauptberuflichen Stellen von der Kirche bei-behalten, solange es eben geht“, sagt die Pfarrerin im Hinblick auf das stetig schrumpfende Budget der Landeskirche.
Jede Woche schaut die Klinikpfarrerin bei den „Frühchen“ vorbei und bietet den Eltern ein Gespräch an. Diese erzählen oft von dramatischen Situationen der Geburt, auch von ihrer Freude, dass das Kind da ist, aber auch von Trauer, dass das Kind schon da ist. „Ich teile die Freude und kann die Angst mit aushalten. Die Eltern können reden, wenn sie wollen, ich bin offen, auch das Schwierige zu hören.“ Nicht nur für Frühchen, sondern für alle Neugeborenen bieten die Seelsorger eine Segnung an.
Das seelsorgerische Gespräch ist ein Herzensanliegen
Bereits in der Kirchengemeinde gehörte die Seelsorge bei Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern zu den Aufgaben der Gemeindepfarrerin. Das seelsorgliche Gespräch sei ihr bereits im Pfarrdienst in der Brückengemeinde besonders wichtig gewesen, wo sich viele Anlässe zur Seelsorge bieten würden. In der evangelischen Gemeinde engagieren sich mit 200 Ehren-amtlichen sehr viele Menschen, unter anderem auch bei der Essensbank. Hier die Notlagen wahrzunehmen und zu begleiten, das ist nur mit vielen Gesprächen möglich. „Grundlegend ist es, zuzuhören, aber auch an Beratungsstellen weiterzuleiten. Bei meinen Besuchen in der Psychiatrie begegnen mir Menschen, die akut Hilfe brauchen, um das Leben wieder bewältigen zu können.“ Einige dieser Probleme sind Heider-Geiß über die Essensbank vertraut und dieser „Aha-Effekt“ habe ihr den Einstieg leicht gemacht.
Der Abschied von der Brückengemeinde fällt schwer
Schwer hingegen wird Simone Heider-Geiß der Abschied als Pfarrerin der Brückengemeinde fallen. „Es ist super toll, mit dem Kirchenvorstand als Leitungsgremium zusammenzuarbeiten. Offen Dinge anzusprechen und flexibel miteinander zu leiten, das werde ich vermissen.“ Der Gemeinde und dem Ort bleibt sie verbunden. „Wir wohnen dort weiterhin, mein Mann ist ja Gemeindepfarrer. Ich werde vom Gemeinde-dienst entpflichtet, wie es offiziell heißt.“
Das Ehepaar Markus Heider und Simone Heider-Geiß haben 2012 das Gemeindepfarramt in Heldenbergen übernommen. Davor leistete das Pfarrer-Ehepaar 13 Jahre gemeinsam in Wallroth-Breitenbach-Kressenbach den Pfarrdienst. In diese Zeit fiel auch die Geburt der bei-den Kinder und eine kurze Elternzeit. In ihre erste Pfarrstelle wurde Heider-Geiß nach dem zweiten Kirchlichen Examen 1999 und dem Vikariat in der Marienkirchengemeinde Hanau eingeführt. Sie war zudem Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst und Mitglied der Theologischen Kammer 2000-2016.
Bleibt die Frage, woher die Pfarrerin immer wieder die Kraft uns Stärke für die Seelsorge aufbringt. Supervision gehört dazu, so Heider-Geiß, und persönliche Strategien. „Laufen tut gut, das Aufschreiben hilft, das Gehörte abzulegen. Auch zwei Kurse in Klinischer Seelsorgeausbildung (KSA) hätten sie ebenfalls gestärkt und eine professionelle Haltung vermittelt. „In der kirchlichen Seelsorge ist der Bezug zum Glauben wichtig. Ich bringe es vor Gott, ich trage es nicht alleine.“