Sonntagsgruß für den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr, 7. November 2021
Schauen Sie ängstlich in die Zukunft, wegen des Klimawandels oder Corona, aus Furcht vor Krankheit oder persönlichen Enttäuschungen? Oder sind Sie da entspannter, weil sich ohnehin kaum etwas ändern lässt und es so kommt, wie es eben kommt? So oder so: Ihr Blick in die Zukunft reicht vermutlich höchstens ein paar Jahre weit. Oder haben Sie sich schon einmal gefragt, wann das Reich Gottes kommt? Wohl kaum.
Zur Zeit Jesu war diese Frage jedoch keineswegs ungewöhnlich. Viele stellten sie, vor allem auch die Pharisäer, die die religiösen Führer des Landes bildeten. Für sie war klar, dass das Reich Gottes irgendwann kommt und dass dann die Goldene Zeit der Könige David und Salomo wiederkommt. Nur wann, das wussten sie nicht. Aber genau das haben sie Jesus gefragt, um ihn aufs Glatteis zu führen, denn natürlich entscheidet Gott allein, wann seine Herrschaft anbricht.
Doch wieder einmal gibt Jesus eine überraschende Antwort: Es geht gar nicht darum, wann das Reich Gottes kommt. Es geht auch nicht darum, dass alte Zeiten wiederhergestellt werden oder dass sich die politischen Verhältnisse verändern. Mit dem Reich Gottes ist es noch anders. Es ist schon da! (Lukas 17,20-30)
Wahrscheinlich sind Sie jetzt genauso erstaunt wie die Pharisäer, aber auch alle anderen, die die Szene mitbekamen. Denn unsere Gegenwart scheint uns alles andere als göttliche Herrschaft zu sein, genau wie damals. Doch Jesus sagt auch nicht, dass Gott sein Reich vollkommen aufgerichtet hätte. Er hat uns nur einen kleinen Vorgeschmack gegeben, ein Appetithäppchen sozusagen, indem er seinen Sohn zu uns geschickt hat.
In Jesus war Gott schon bei uns, und im Glauben an ihn, an seine Worte und Taten können auch wir ein wenig von diesem göttlichen Reich spüren. Immer dann nämlich, wenn etwas anders ist als sonst, wenn Menschen barmherzig miteinander umgehen, wenn sie den Armen und Leidgeplagten helfen, wenn sie denen Hoffnung spenden, die betrübt sind oder trauern, wenn sie Frieden stiften, wo Streit und Gewalt herrschen. Immer dann, wenn bei uns Dinge geschehen, die auch Jesus getan hat, ist Gott unter uns und zeigt uns ein klein wenig, wie sein Reich aussieht und was irgendwann einmal auf uns wartet.
Das kann einen beruhigter in die Zukunft blicken lassen. Das kann einen aber vor allem dazu führen, Einfluss zu nehmen auf das, was vor sich geht, und auf das, was ansteht. Deshalb ist es unsere Aufgabe, gegen Klimawandel und Corona zu kämpfen und bei persönlichen Krisen die Hand zur Hilfe auszustrecken. Denn im Sinne Jesu zu handeln bedeutet gerade, für eine Zukunft zu sorgen, in der Menschen auch nach uns noch gut leben können, damit auch sie spüren, was Gottes Wille ist und was er uns verheißt.
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn
Wir laben herzlich ein zur Telefonkirche um 10.00 h – Tel. (06101) 65 78 799 – PIN 2020.