„Alles, was wir gerne geben, kommt zurück und macht uns reich“, so pflegte mein alter Heimatpfarrer immer zu sagen. Mein Pfarrer war mit Leib und Seele bei dem, was sein Beruf an Aufgaben mit sich brachte und mit ihm viele Menschen, die sich aktiv in vielen Bereichen der Gemeinde engagierten. Er konnte Menschen mitreißen und dachte dabei nicht nur die eigene Gemeinde. So wurden Projekte außerhalb der Gemeinde- und Landesgrenzen unterstützt und Patenschaften für Kinder und Jugendliche in Krisengebieten dieser Erde übernommen. „Alles, was wir gerne geben, kommt zurück und macht uns reich.“ So ähnlich schreibt dies auch der Apostel Paulus: „Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten.“ Paulus schreibt dies den Christ*innen in Korinth mit der Bitte um eine Kollekte für die Gemeinde in Jerusalem. Die Kollekte, so Paulus, soll aus dem Herzen kommen. Und so besingt Paulus förmlich das Geben als dankbare Haltung für all das, was der Gemeinde in Korinth durch Gottes Segen geschenkt ist: „Dank sei Gott für seine Gabe, die so unbeschreiblich groß ist“. (2. Kor. 6,15)
Wir feiern an diesem Wochenende das Erntedankfest. Zum Erntedankfest brauche ich eigentlich keine Predigt halten, denn beim Blick in den Altarraum wissen die Gottesdienstbesucher*innen, worum es an diesem Sonntag geht. Da liegen Kartoffeln und Kohl, Äpfel und Karotten beieinander: Vieles von dem, was das Herz begehrt, liegt am Altar und lädt zum Dank ein. Menschen aus Gronau und Niederdorfelden haben die Früchte des Feldes und der menschlichen Arbeit gespendet. Und auch wenn das Fest bei näherem Hinsehen im Jahre 2021 wichtige Fragen mit in den Blick nehmen muss (z.B. „Welche Folgen hat der Kauf von Produkten, die von weit her per Flugzeug und Schiff in unseren Supermärkten landen?“ oder „Unter welchen Bedingungen sind die Lebensmittel produziert worden?“), so tut die dankbare Besinnung auf „unser täglich Brot“ gut und ist wichtig.
Mit meinen Schüler*innen arbeite ich in diesen Tagen auch zum Thema Erntedank! Sie haben über die Dinge hinaus, die an Erntedank in der Kirche am Altar liegen, in einem „Dank-ABC“ festgehalten, wofür sie dankbar sind und was sie als Reichtum empfinden. Die Jungen und Mädchen haben in sich hineingespürt, viel aufgeschrieben und fröhlich davon erzählt: Von den Geschwistern und den Eltern, von Opa und Oma, von Freundinnen und Freunden. Da wird Dank empfunden für Haustiere, für Spielwaren, für den letzten Ausflug und auch die eigene Gesundheit nicht als Selbstverständlichkeit in den dankbaren Blick genommen.
Ich lade Sie dazu ein zu Hause es den Schulkindern nachzumachen. Nehmen Sie sich auch ein großes Blatt Papier und schreiben auf die linke Seite von oben nach unten das ABC auf. Und dann beginnt jedes „Danke“ mit dem entsprechenden Buchstaben. Sie werden darüber erstaunt darüber sein, was Ihnen alles einfällt. Sie werden aber auch darüber erfreut sein, was solch dankbarer Blick in Ihnen an Gefühlen auslöst! Zünden Sie bei Ihrem Tun eine Kerze an und stellen noch ein paar frische Blumen dazu. Vielleicht haben Sie ja zu Hause sogar noch ein kleines Kreuz? Legen Sie Ihr „Danke-ABC“ dazu – und schon haben Sie an diesem Erntedankfest einen kleinen, ganz persönlichen Erntedankaltar. Und wenn Sie dann mögen, beschließen Sie Ihren Erntedanktag mit dem Gebet, welches Jesus gebetet hat und singen mit Matthias Claudius ein Danklied (das Sie übrigens das ganze Jahr über singen können).
Ich danke Gott, und freue mich
Wie’s Kind zur Weihnachtsgabe,
Dass ich bin, bin. Und dass ich dich.
Schön menschlich Antlitz habe;Dass ich die Sonne, Berg und Meer,
Und Laub und Gras kann sehen,
Und abends unterm Sternenheer
Und lieben Monde gehen;Auch bet‘ ich ihn von Herzen an,
Dass ich auf dieser Erde
Nicht bin ein großer reicher Mann,
Und auch wohl keiner werde.Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht,
Hat mancherlei Gefahren,
Und vielen hat’s das Herz verdreht,
Die weiland wacker waren.Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
Kann’s aber doch nicht machen.Gott gebe mir nur jeden Tag,
Soviel ich darf zum Leben.
Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach;
Wie sollt er’s mir nicht geben!
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Erntedankfest!
Andrew Klockenhoff,
Schulpfarrer an der Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau