Pfarrerin Ute Engel über-nimmt die Geschäftsführung des Diakonischen Werkes

Seit 1. August leitet Pfarrerin Ute Engel das Diakonische Werk Hanau – Main-Kinzig. Sie folgt Pfarrer Bernd Lau-kel nach, der Ende April in den Ruhestand verabschiedet wurde. Als erste Frau an der Spitze der sozialen Einrich-tung übernimmt die Pfarrerin Verantwortung für ca. 50 Mitarbeitende an den Stand-orten Hanau-Wolfgang, Gelnhausen und Schlüchtern. Neben ih-rer Hauptaufgabe als Ge-schäftsführerin unterstützt sie als Diakoniepfarrerin die Gemeinden im Kirchenkreis.

Große Fragen stehen an
„Gremienarbeit und repräsen-tative Aufgaben sind mir nicht fremd“, sagt die Pfarre-rin. Künftig wird ihr Wort in Stiftungsräten, Arbeitsgrup-pen und Sitzungen mit Eh-renamtlichen gefragt sein. Als Leiterin des Diakoni-schen Werkes zu dessen Aufgaben unter anderem Schuldnerberatung, Suchthil-fe und Prävention, psycholo-gische Beratung und die Be-ratung von Migrant:innen gehören, wird Ute Engel konzeptionelle und repräsen-tative Aufgaben überneh-men. Da stehen große Fragen an: Wie wird ‚Corona‘ sich auswirken? Wie finanziert sich zukünftig unsere Arbeit? Die neue Geschäftsführerin kann gut anknüpfen an ihre bisherigen Aufgabenbereiche als Koordinatorin der Lan-deskirche für den Ökumeni-schen Kirchentag und Pfarre-rin in Hanau-Kesselstadt. Zudem hat Ute Engel zum Thema Organisationsent-wicklung Gemeinden beraten und sie ist ausgebildete Fa-milientherapeutin.

Immer die erste Frau im Amt
Im Rückblick stelle sie fest, dass sie erstaunlicherweise häufig als erste Frau eine Po-sition innehatte, sagt Ute Engel, dabei habe sie sich nicht als emanzipierte Vor-kämpferin empfunden. Sie ist die erste Akademikerin in der Familie, war erste Ge-meindepfarrerin in Kirch-bracht im Vogelsberg und in Kesselstadt, erste Koordina-torin und leitet nun als erste Frau das Diakonische Werk.
In die Wiege gelegt wurden ihr das Theologiestudium und das Pfarramt eigentlich nicht. Geboren ist Ute Engel in Nordhessen, in einer klei-nen Gemeinde im Keller-wald. Kirchennah ist sie selbstverständlich aufge-wachsen, sie war Mitglied im Posaunenchor und engagiert in der Kinderkirche und der Jugendarbeit. Die Eltern be-fürworteten eine akademi-sche Ausbildung der Kinder. „Nach dem Abitur reizte mich Theologie vor allem, weil ich Denken und die kri-tische Auseinandersetzung lernen wollte. Ich habe Glau-be vor allem als Sicherung von Freiheit gesehen. Die Annäherung an das Pfarramt kam später, nach dem Studi-um“, erinnert sich Ute Engel an ihre Jahre in Marburg. Als wissenschaftliche Assistentin an den Universitäten Mar-burg und Mainz widmete sich die Theologin der For-schung und Lehre. Die prak-tische Gemeindearbeit kam mit dem Vikariat in Freige-richt und der ersten Pfarrstel-le im Vogelsberg von 1999 bis 2007 zum Zug. „Kirch-bracht war Pfarramt von der Pike auf.“ Neun Dörfer ge-hörten zur Kirchengemeinde, das Verhältnis zur Pfarrerin war eng. Sonntags standen Radtouren zu den Vereins-festen auf dem Programm, bis die Familie rebellierte: „Wir wollen nicht jeden Sonntag Bratwürstchen es-sen.“ Nur kurz, zur Geburt ihrer beiden Kinder hatte die Pfarrerin, die mit dem Musi-ker Jochen Engel verheiratet ist, ihre Berufstätigkeit für jeweils ein Jahr unterbrochen.

Kirche ist dort, wo die Menschen sind
„Für mich bedeutet Kirche, sich den Menschen an dem Ort zuzuwenden, wo sie sind. Wie können wir mit den vorhandenen Ressourcen tun, was nötig ist und was darüber hinaus?“ Wie wich-tig die Arbeit der Kirche über die Gemeinde hinaus in die Gesellschaft ist, hat Ute Engel als Gemeindepfarrerin an der Friedenskirche in Kes-selstadt erfahren. Das Ju-gendzentrum und das West-stadtbüro mit acht Haupt- und Nebenamtlichen Mitar-beitenden sowie einer Menge ehrenamtlich Engagierter ge-hören in ihren Verantwor-tungsbereich. Führungsver-antwortung, aber auch kom-plexe Vertragssituationen und die oft schwierige Fi-nanzierung von Projekten über Spenden kennt die Pfar-rerin aus dieser Hanauer Zeit. „Du hast hier eine kleine Di-akonie“, meinte eine Kollegin damals. 2018 übernimmt Ute Engel die Koordination des ökumenischen Kirchentages für Kurhessen-Waldeck. „Ich habe am Auftritt und den Aufgaben der gastgebenden Kirchen mitgearbeitet, inhalt-lich und auch organisato-risch.“ Die Planung stand – und dann musste innerhalb von elf Wochen alles auf ei-nen digitalen und dezentra-len Kirchentag umorganisiert werden. „Wir haben es gut hinbekommen, auch wenn bei dieser Umstrukturierung leider viel ehrenamtliches Engagement ins Leere gelau-fen ist.“, bedauert Ute Engel.
Mit dem Wechsel in das Di-akonische Werk liegt natür-lich die Frage in der Luft, was wird sich ändern? „Al-leine durch meinen persönli-chen Führungsstil wird sich etwas verändern“, sagt Ute Engel. „Und alles andere wird sich zeigen. Ich werde nach innen und nach außen Anstöße geben.“ Wichtig sei, dass die soziale Arbeit auf der politischen Agenda blei-be. „Eine gute Zusammenar-beit und gute Absprache mit weiteren Einrichtungen ist mir ebenfalls wichtig. Wir sollten unsere Kräfte bündeln für die Menschen, die uns brauchen.“