Die junge Organistin Paula Schneider erzählt, warum sie sich als Teenager für die Orgel begeisterte, obwohl Kirchenmusik nicht das Coolste war …

Drei Strophen zu „Macht hoch die Tür“ sollte sie spielen, in der Kirche in Somborn. Schweißnasse Hände, zitternde Knie, und das Herz pochte bis zum Hals. „Und, dann bin ich immer langsamer geworden, weil ich den Gesang der Gemeinde verzögert gehört haben.“ Organistin Paula Schneider erinnert sich noch sehr genau an ihr erstes Adventskonzert, in dem sie als Schülerin der Kopernikus-Schule das Lied auf der Orgel begleitet hat. Wochenlang habe sie das Stück geübt, eigentlich konnte sie es perfekt spielen – und dann das. Am zweiten Konzertabend lief es schon sehr viel besser.

Paula Schneider ist Organistin in mehreren Kirchengemeinden
Heute, acht Jahre später, begleitet sie als junge, souveräne Organistin Sonntagsgottesdienste, Trauungen und Tauffeiern. Paula Schneider spielt die Orgel in Langenselbold und seit Anfang 2020 mit einer halben Stelle in den „schönen Kirchen von Neuenhasslau, Gondsroth und Niedermittlau. Ich wurde in den Kirchengemeinden mit offenen Armen und Begeisterung empfangen und erfahre seitdem viel positive Rückmeldung, was mich ganz besonders freut“, sagt die 22-jährige Studentin der Schulmusik.

Zur Orgel kam sie als Konfirmandin
Zur Orgel kam Paula Schneider als Konfirmandin. Die Aufgabe lautete damals, etwas Gutes für die Gemeinde zu tun. Sie spielte bereits sehr gut Klavier und so lag die Idee nahe, bei einem Gottesdienst das letzte Stück, den „Rausschmeißer“ zu spielen. „So anders kann´s ja nicht sein“, dachte die 14-Jährige. Heute weiß sie es besser, die Orgel mit Tastatur, Manualen, Registern und Pedalen ist ein sehr kompliziertes Instrument, aber auch sehr facettenreich. Organistin Ruth Marthiensen führte sie in die Orgel ein und Bezirkskantorin Rike Alpermann-Wolf sollte über viele Jahre ihre Ausbilderin werden. „Das Ehepaar Marthiensen überzeugte mich, Orgelunterricht zu nehmen“, erinnert sich Paula Schneider und fügt hinzu: „Das war damals während der Schulzeit nicht das Coolste, was man machen kann.“ Doch sie blieb dabei, assistierte jahrelang Sonntag für Sonntag im Gottesdienst und begeisterte sich immer mehr für Kirchenmusik.

Schlüchtern machte Lust auf mehr
Zur wachsenden Begeisterung trug in erster Linie die KMF, die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte der evangelischen Landeskirche in Schlüchtern bei. Paula Schneider hat allerbeste Erinnerungen an viele, viele Kurse. Sie lernte nicht nur die Vielfalt der Musik kennen und die Möglichkeiten, die sich hier boten – wie Gesang, Orgel, Chor und Chorleitung – , sondern vor allem viele Jugendliche, die so tickten wie ich.“ Nach ihrem Abitur machte sie als junge Organistin die Erfahrung, in anderen Kirchengemeinden herzlich willkommen zu sein. „Ich absolvierte ein freiwilliges ökologisches Jahr in Norddeutschland. In den Kirchengemeinden wurde ich überaus freundlich empfangen und bekam sogar den Schlüssel für die Kirchen, um dort an der Orgel üben zu können.“

Die erste Orgel ist die Lieblingsorgel geblieben
Die Orgel in der Langenselbolder Kirche ist nach wie die Lieblingsorgel von Paula Schneider. „Sie ist so schön im Anschlag“, sagt die Organistin. „Der Klang ist nicht so trocken, die Raumakustik hier in Langenselbold sehr schön. So schöne Klänge.“ In der modernen Orgel ist neben unzähligen Pfeifen und Registern auch viel Technik verbaut, Speichermöglichkeiten für Übergänge von laut und leise oder ein Bildschirm, auf dem sie von der Empore das Geschehen im Altarraum verfolgen kann. Ein kurzer Blick von Pfarrer Seitz nach oben ist das Zeichen für Paula Schneiders Einsatz. „Wir sind ein eingespieltes Team.“ Die junge Musikerin probiert weiterhin das unerschöpfliche Repertoire des Instruments aus. „Jede Orgel spielt sich anders, hat andere Register und Manuale.“ Gerne nimmt sich die Organistin immer wieder eine Stunde Zeit, um auszuprobieren. „Im Gottesdienst ist der Pfarrer für das Theologische, die Musik für das Emotionale zuständig.“

Paula Schneider musiziert gerne zusammen mit Menschen
In der Musik ist Paula Schneider sehr vielseitig unterwegs. Das gefällt ihr an ihrem Studium der Schulmusik ebenso wie in den Kirchengemeinden. „Das ‚Neue Geistliche Lied‘ hat es mir besonders angetan, das EG+ scheint wie für mich gemacht. Gottesdienste, in denen ich am Klavier EG+ Lieder spielen und singen kann, sowie Open Air Gottesdienste machen mir viel Spaß. Besonders gerne musiziere ich zusammen mit anderen musikbegeisterten Menschen. Wenn die Situation es wieder zulässt, freue ich mich immer über motivierte Menschen, die Spaß am Singen haben. Gemeinsam können wir dann Lieder für den Gottesdienst erarbeiten und uns musikalisch weiterentwickeln.“

Für jeden Anlass gibt es die passende Musik
Auf eine Lieblingsmusik will sich Paula Schneider nicht festlegen, bei Trauungen und Tauffeiern geht sie gerne auf die Wünsche der Paare und Eltern ein. Auch wenn Bräute mit ihren Wünschen zeitweilig den Rahmen sprengen, macht es einfach Spaß, sich mit dem Brautpaar abzusprechen und den Ablauf der Trauung mitzugestalten. „Bei Taufen kann ich mich mit den Liedern von dem Taufspruch inspirieren lassen, sodass ich inzwischen sehr viele Lieder über Engel kenne.“
„Meiner Meinung nach gibt es für jeden Anlass, jede Stimmung und jede Situation die passende Musik dazu. Meine Liebe zur Dramatik kann ich besonders gut in Musical Liedern ausleben, in meinem Studium belege ich als Hauptfach klassischen Gesang und im Radio höre ich am liebsten die Hits aus den 80ern. Daneben interessiere ich mich auch für Gospel und gregorianische Gesänge. Es gibt so viele schöne Arten von Musik!“
Auf die Advents- und Weihnachtszeit freut sich Paula Schneider besonders: „An Weihnachten, im Gottesdienst um 23.00 Uhr kann ich mich an der Orgel so richtig austoben.“