Sonntagsgruß für den 10. Sonntag nach Trinitatis, 8. August 2021
Wir lieben Frieden. Wir freuen uns, wenn es in unserer Familie, in unserem Umfeld friedlich zugeht und nicht Streit und Missgunst regieren. Wir werden nachdenklich, betrübt und traurig, wenn wir an die vielen Kriege denken, die es immer noch in der Welt gibt, und nehmen Anteil an dem Leid der Menschen. Frieden ist ein hohes, erstrebenswertes Gut, und die weiße Taube ist zu seinem Symbol geworden.
In diesem Wunsch nach Frieden sehen wir uns auf der Seite Gottes. Er ist ein Gott des Friedens, das berichtet uns die Bibel immer wieder. Und sein Sohn Jesus Christus ist als Friedensbote zu uns gekommen, der Hass und Streit beenden und Frieden und Wohlergehen bringen soll. Das haben schon die Engel an seiner Krippe im Stall von Bethlehem gesungen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lukas 2,14)
Nur sind die Menschen gar nicht so friedlich, wie sie sein sollten, weder im Großen noch im Kleinen. Offenbar haben sie die Friedensbotschaft Gottes nicht gehört, oder wollen sie nicht umsetzen, weil die eigene Befindlichkeit im Vordergrund steht.
Wohin das führen kann, davon berichtet der Evangelist Lukas im Rahmen seiner Darstellung der letzten Tage Jesu in Jerusalem: Als Jesus auf Jerusalem zugeht, sieht er wie in einer Vision, dass die ganze Stadt zusammenfällt und kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Und schlimmer noch: Der Tempel, das Zentrum des damaligen Glaubens, wird bis auf die Grundmauern zerstört. Jesus kann nicht anders, er muss weinen, um der Menschen willen. Der erhoffte Frieden schein dahin. (Lukas 19,41-48)
Hinter dieser Geschichte steckt ein historisches Ereignis. Die Stadt und der Tempel sind wirklich zerstört worden, 70 n. Chr. durch die Römer. Und das liegt für den Evangelisten schon einige Jahre zurück. In diesem Ereignis haben die frühen Christinnen und Christen das Unvermögen entdeckt, Jesus als den Friedensboten zu erkennen und mit dieser Erkenntnis ernst zu machen. Stattdessen haben sie nach ihren Maßstäben weitergelebt und viel zu wenig darauf geachtet, was dem Frieden entgegensteht.
Wie es aussieht, passiert uns heute das auch immer wieder. Wir achten zu wenig auf die Signale, die auf Hass, Gewalt und Krieg zusteuern. Dabei sollten wir doch – gerade auch aus unserer eigenen Geschichte in Deutschland heraus – wissen, wohin das führen kann. Zu Vernichtung und Untergang.
Gott aber ist gnädig und rechnet damit, dass eine Wendung zum Guten, zum Frieden möglich ist. Auch bei uns. Aber wir sollten etwas mehr auf ihn und seinen Friedensboten Jesus Christus achten.
Einen friedvollen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn