I

Es ist schon ein paar Jahre her, da saß ich mit einem Ehepaar zusammen, um den Festgottesdienst anlässlich der Goldenen Hochzeit zu planen. Dem Ehemann fiel auf, dass ich mir während des Gespräches immer mal ein paar Notizen machte. „Was der Mann alles aufschreibt“, so sprach er augenzwinkernd zu seiner Frau. „Sie müssen sich gar nicht so viel für Ihre Predigt merken. Sagen Sie, dass wir uns gefunden hatten und es gut war; „und dann predigen Sie über unseren Trauspruch von der ‚Treue Gottes‘ in unserem langen, gemeinsamen Leben“.

Ja, dem Wort Gottes hatten sie ihr Leben lang vertraut und darauf gebaut. Dem Wort Gottes war eine stille Zeit in der Frühe des Tages reserviert und der Sonntagmorgen stand ganz im Zeichen des Hörens und Bedenkens des Gotteswort in Menschenwort im Gottesdienst – egal ob im Gottesdienst der Ortsgemeinde oder im Fernsehen.

II

Petrus nimmt Jesus nicht sofort wahr. Und eigentlich hat er auch ganz andere Sorgen – ist viel zu sehr mit sich und seiner Lage beschäftigt, als dass ihn das, was um ihn herum passiert, überhaupt interessiert. Aber plötzlich steht Jesus da, steht vor ihm und bittet Petrus mit ihm etwas hinauszufahren, damit die Menge Menschen, die zu Jesus mit all ihren Hoffnungen und Lebensnöten gekommen sind, das Wort Gottes hören kann. Das Wort Gottes ist für Petrus nicht neu, aber diese Worte aus dem Mund Jesu, lösen in Petrus etwas aus – anders kann man seine Reaktion auf die Bitte Jesu, die Netze erneut (bei Tage!) auszuwerfen – kaum einordnen. „Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen“ – so Petrus. Deinem Wort will ich vertrauen!

Und Petrus und seine Mitarbeiter, ja alle Menschen, die sich am See aufhalten, werden – unverhofft und völlig überwältigt – Zeugen von diesem Wunder: Ein Netz voller Fische – mitten am Tag gefangen.

III

Die letzten 1,5 Jahre in der Coronapandemie haben tiefe Spuren in unserem Leben hinterlassen – ich will das jetzt nicht alles aufzählen. Vieles von dem, was zu unserem Leben gehört, was uns wichtig ist, konnte entweder gar nicht oder aber nur digital stattfinden. In der Schule mussten wir zur Schulentlassung einen neuen Weg gehen, weil der ökumenische Gottesdienst mit allen Schüler*innen nicht auf die gewohnte Weise stattfinden konnte. Andere, uns wichtige Ereignisse, wie z.B. die Konfirmation junger Menschen, wurden verschoben und – gerade bei größeren Konfirmationsgruppen – auf mehrere Gottesdienste aufgeteilt. So finden auch in diesem Jahr die Konfirmationen in unseren Gemeinden bis weit in den Herbst hinein statt. Junge Menschen bekennen sich zu Gott und bestätigen in einem Festgottesdienst das „Ja“, das die Eltern einst zur Taufe stellvertretend für das Kind gesprochen hatten. „Predigen Sie von der Treue Gottes“ – so fällt mir das Gespräch mit dem Goldjubelpaar wieder ein. Und dazu ein Lied, das ich schon mal gerne als Antwortgesang auf die Lesung singen lasse: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“.

Auf das eine Wort Gottes – auf Jesu Wort – hin, wirft Petrus die Netze aus, dokumentiert damit sein Vertrauen in Jesu Wort. Auf Jesu Wort hin taufen und lehren wir Menschen – und laden sie dann ein, um sich in einem Gottesdienst ganz persönlich zu ihrem Glauben zu bekennen. Auf Gottes Wort vertrauend sitzen aber auch die Eltern der Konfirmand*innen im Gottesdienst, falten die Hände und finden Dank für vielfältige Bewahrung ihrer mittlerweile groß gewordenen Kinder und Enkelkinder und formulieren Bitten für das, was den Jugendlichen auf dem Lebensweg an kleinen und großen Herausforderungen bevorsteht.

Predigen Sie von der Treue Gottes! Das Wort Gottes, das ich dem alten Ehepaar dann auch zur Diamantenen Hochzeit auslegen durfte, sollte auch zur Beerdigung des Ehemannes vor wenigen Tagen gehört werden. „Wir wollen Gott danken“ – so gab mir die Ehefrau des Verstorbenen mit auf den Weg, als ich nach dem Trauergespräch wieder nach Hause fahre.

So ende ich mein Wort zum 5. Sonntag nach Trinitatis auch mit dem, worauf es ankommt – mit dem Wort Gottes – dem Evangelium (gute Botschaft) aus Lukas 5, 1-11:

Es begab sich, als sich die Menge zu Jesus drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.

Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Lassen Sie sich einladen zum Hören! Hier in der Gemeinde am kommenden Sonntag zum Telefongottesdienst um 10 Uhr, zu Hause an den Fernsehgeräten zum Fernsehgottesdienst – und überall dort, wo die Glocken zum Hören und Bedenken des Gotteswortes (in Menschenwort) einladen.

Pfarrer Andrew Klockenhoff
Schulpfarrer an der Bertha-von-Suttner-Schule, Nidderau