Man kann den Wind nicht kontrollieren. Er weht einfach, ob man will oder nicht, zerzaust einem die Haare oder wirft im Garten allerlei durcheinander.
Auch Jesus sagt diesen Satz: „Der Wind weht, wo er will.“ Aber er meint damit nicht nur den Wind, der über das Land fegt. Er meint damit auch den Geist, der von Gott kommt und mit seiner Kraft unser Leben anstößt und in Gang hält. Für Jesus und seine Zuhörerinnen und Zuhörer war das klar, denn in ihren Sprachen sind „Wind“ und „Geist“ dasselbe Wort.
Jesus spricht den Satz im Rahmen eines kleines Disputs mit einem Vertreter der damaligen Geistlichkeit, Nikodemus mit Namen (Johannes 3,1-8). Der will wissen, ob Jesus mit göttlicher Vollmacht ausgestattet ist. Doch als Antwort erhält er die Mitteilung, dass nur derjenige Gottes Wirken erkennen kann, der „neu geboren“ wird, der also sein Leben ändert und den Geist Gottes, den Heiligen Geist bei sich wirken lässt. Aber dieser Geist weht eben, wo er will, genauso wie der Wind. Und ebenso wie den Wind haben wir auch den Geist nicht in der Hand.
Wir sind diesem göttlichen Geist also irgendwie ausgeliefert. Ob er weht und uns erreicht, darauf haben wir kaum Einfluss. Wir können uns allenfalls offen zeigen für ihn – wie wir uns auch in den Wind stellen können, um uns einmal kräftig durchpusten zu lassen.
Doch das hat Konsequenzen. Zum einen müssen wir für den Heiligen Geist keine Vorleistung erbringen. Er wirkt, auch ohne dass wir fromme Dinge tun, kräftig beten oder moralisch einwandfrei leben. Das bringt uns den Geist nicht automatisch – schadet allerdings auch nicht. Wir brauchen nur auf das Wort Gottes zu hören, das uns besonders in den Berichten von und über Jesus begegnet.
Auf der anderen Seite ist der Geist aber nicht beliebig. Er ist nicht einfach irgendeine Bewegung, die uns antreibt, und wir können nicht alles, was wir tun, als Handeln im Geist Gottes ausgeben. Sonst hätten wir ihn ja in der Hand. Die Wirkungen des Geistes stehen mit Gott und seiner Botschaft im Einklang und nicht mit unseren Vorlieben. Denn es ist ja sein Geist! Und was diesem Geist entspricht, was also Gottes Willen entstammt, auch das hat uns Jesus vorgelebt, mehr gezeigt als erklärt. Wie er auf die Menschen zugegangen ist, sie getröstet, ermutigt, mit neuer Hoffnung versehen hat, kann für uns ein Hinweis sein, in welche Richtung der göttliche Geist weht. Und dann kann er auch uns verändern und uns – unter anderem – freundlich, aufgeschlossen und barmherzig zu unseren Mitmenschen machen.
Seien Sie gesegnet, behütet und vom Heiligen Geist berührt!
Ihr
Pfarrer Michael Ebersohn