Viele Menschen beten, wahrscheinlich mehr als man denkt. Gebete gibt es eigentlich in allen Religionen und in ganz vielfältiger Form. Da treffen sich Menschen zu einem regelmäßig stattfindenden gemeinsamen Gebet in Kirchen, Moscheen oder Tempeln. Da sitzen, stehen oder knien Menschen aber auch ganz allein und sind versunken im Gespräch mit Gott. Vielleicht haben sie vorher eine Kerze entzündet und eine kleine Spende entrichtet für Menschen, denen es weniger gut geht als ihnen. Schon immer haben Menschen gebetet, ob allein, nur für sich, oder als Zeichen von Gemeinschaft mit anderen.

Aber in unserer modernen und oft so nüchternen Welt scheint das Beten aus der Mode gekommen zu sein. In der Öffentlichkeit ist es verschwunden und man assoziiert mit Beten oft nur noch Bilder eine größeren Menge von Muslimen, die sich gemeinschaftlich mit dem Gesicht zum Boden beugen.

Dabei hat das Beten auch und gerade im Christentum eine lange und gute Tradition, die keineswegs verloren ist. In jedem Gottesdienst wird gemeinsam gebetet. Viele Menschen beten aber auch zu Hause, nur für sich allein oder im Kreis der Familie, zum Beispiel vor dem Essen oder mit ihren Kindern vor dem Schlafengehen. Und auch wenn es oft dieselben und lange bekannten Worte sind, mit denen man betet, so geben sie doch Sicherheit, Ruhe und Kraft.

Im Christentum gibt es zumindest ein Gebet, das immer schon Menschen Kraft gegeben hat und sie miteinander verbindet: das Vaterunser. Diese Worte, die oft auch Menschen auswendig können, die sonst kaum etwas mit Kirche anfangen können, verbinden alle Christinnen und Christen, egal an welchen Orten und zu welchen Zeiten. Denn Jesus selbst hat sie formuliert und sie sozusagen als „Mustergebet“ bezeichnet, als die Worte, die eigentlich alles umfassen, für das man beten kann. Jeder und jede kann sie in der eigenen Sprache beten, und doch sind es überall dieselben Worte:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Seien Sie gesegnet und behütet!

Ihr Pfarrer Michael Ebersohn