Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,

zum Sonntag „Quasimodogeniti“, bedeutet „wie die neugeborenen Kindlein“, grüße ich Sie herzlich. Sind wir am ersten Sonntag nach Ostern noch in dem Modus der neuen Lebendigkeit von Jesus oder ist die Auferstehung, dieses gewaltige, nicht erklärbare Ereignis, schon wieder verblasst. Haben die Alltagssorgen, die sich in Zeiten von Corona in besonderer Ausprägung darstellen, schon wieder die volle Aufmerksamkeit oder kann das Ostergeschehen nach einer Woche noch Einfluss nehmen auf unseren Tag, die Gedanken und Gefühle?

Wie es einst den Jüngern Tage nach der Auferstehung ging, lesen wir im 21. Kapitel des Johannes- Evangeliums in den Versen 1-14:
1 Später zeigte sich Jesus den Jüngern noch einmal am See von Tiberias. Das geschah folgendermaßen:
2 Simon Petrus, Thomas, der auch »Zwilling« genannt wurde, Nathanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere Jünger waren dort zusammen.
3 Simon Petrus sagte: »Ich gehe fischen.« Die anderen meinten: »Wir kommen mit.« Also fuhren sie im Boot hinaus, doch sie fingen die ganze Nacht über nichts.
4 Bei Morgengrauen sahen die Jünger Jesus am Ufer stehen, doch sie konnten nicht sehen, wer es war.
5 Er rief ihnen zu: »Freunde, habt ihr etwas gefangen?« Sie antworteten: »Nein.«
6 Da sagte er: »Werft euer Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, dann werdet ihr etwas fangen!« Sie taten es, und bald konnten sie das Netz nicht mehr einholen, weil so viele Fische darin waren.
7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, legte er sein Obergewand an – denn er hatte es zur Arbeit ausgezogen -, sprang ins Wasser und schwamm ans Ufer.
8 Die anderen blieben beim Boot und zogen das gefüllte Netz hinter sich her. Sie waren etwa hundert Meter vom Ufer entfernt.
9 Als sie ausstiegen und an Land gingen, sahen sie ein Kohlenfeuer brennen, auf dem Fisch gebraten wurde; dazu gab es Brot.
10 »Holt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt«, sagte Jesus.
11 Da stieg Simon Petrus ins Boot und holte das Netz an Land. Obwohl es mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt war, zerriss das Netz nicht.
12 »Kommt her und frühstückt!«, sagte Jesus. Doch keiner wagte ihn zu fragen, ob er wirklich der Herr sei. Sie wussten, dass er es war.
13 Jesus kam auf sie zu, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.
14 Das war das dritte Mal, dass Jesus seinen Jüngern erschien, seit er von den Toten auferstanden war.

Der Abschnitt, den wir betrachten wollen, beginnt mit „später“ – in einer anderen Bibelübersetzung mit „danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern“ – da Johannes im Kapitel davor

  • vom leeren Grab,
  • den ersten Begegnungen der Jünger mit dem auferstandenen Jesus
  • und den zentralen Aussagen von Jesus
    • “Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch“
    • “Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

berichtet hat.

Im letzten Vers des 20. Kapitels schließt Johannes die Überlieferung aus dieser turbulenten Zeit und mit seiner Feststellung: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ Johannes entschuldigt, dass er nicht alles niederschrieben hat, was sich in diesen ersten acht Tagen, nach der Auferstehung, ereignete.

Nach wie vielen Tagen der Auferstandene mit den sieben Jüngern am See von Tiberias (See Genezareth) zusammentraf, ist nicht überliefert, einfach nur „später“, also nach dem achten Tag. Die Jünger waren von Jerusalem wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Von hier hatte sie Jesus einst mitgenommen zu einem ganz anderen Leben. Jetzt sind sie wieder als Fischer tätig, nachdem die Sache mit Jesus zu Ende war. Nichts ist übrig geblieben von der Begeisterung, mit der sie aufgebrochen waren, als Jesus sie ermutigte mitzukommen. Nichts blieb durch die kürzliche Begegnung mit dem vom Tode auferstandenen Jesus. Und jetzt bei Tagesanbruch: Nichts ist im Netz! Die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Müde, resigniert schippern sie Richtung Ufer.

Kennen wir das nicht auch? Nichts will uns gelingen, nichts scheint in unsere Vorstellungen, unsere Zeit zu passen. Resignation macht sich breit. Unerfüllte Stunden, leere Tage und Wochen münden zu oft in erfolglosem Tun. Wir kennen die Erfahrung, dass unsere Köpfe, Herzen und Hände leer sind – wie das Netz der Jünger. Nichts will gelingen in Schule, Studium und Beruf, in Familie und mit Freunden, in Gemeinde und Gesellschaft – und besonders mit Corona!
Gute Zeiten, die wir erleben konnten, sind Vergangenheit – nicht mehr präsent. Ja, oft fehlt uns der Blick auf jene Zeit, jene Begegnungen, die uns dankbar werden lassen, uns zur Ruhe kommen lassen, uns Mut machen könnten.

Den Jüngern ruft Jesus zu: »Freunde, habt ihr etwas gefangen?« Auf ihr »Nein«, ermutigt er sie das Netz gezielt auf der rechten Seite des Bootes auszuwerfen, dort würden sie was fangen. Sie taten wie ihnen gesagt war und „bald konnten sie das Netz nicht mehr einholen, weil so viele Fische darin waren“, lasen wir. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, legte er sein Obergewand an – denn er hatte es zur Arbeit ausgezogen –, sprang ins Wasser und schwamm ans Ufer. Als sie ausstiegen und an Land gingen, sahen sie ein Kohlenfeuer brennen, auf dem Fisch gebraten wurde; dazu gab es Brot.
»Holt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt«, sagte Jesus und weiter »Kommt her und frühstückt!« Doch keiner wagte ihn zu fragen, ob er wirklich der Herr sei. Sie wussten, dass er es war. Jesus kam auf sie zu, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Das war das dritte Mal, dass Jesus seinen Jüngern erschien, seit er von den Toten auferstanden war.

Es bleibt bei Johannes offen, warum die Jünger so zögerlich, so zaghaft gegenüber dem auferstandenen Jesus sind. Wesentlich ist jedoch, dass Jesus als Auferstandener unter den Jüngern war, für sie gesorgt und in ihr Leben eingegriffen hat.

Am Ufer unserer stürmischen Tage, Wochen und Monate wartet Jesus auch bereits auf uns. Er weiß, wie es uns geht, woran wir gerade dran sind, was uns bedrängt, was uns Mühe macht und worunter wir leiden. Er kennt unsere Alltagssorgen, unsere Angst und ermutigt uns: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“ (Lukas 11,9+10). Er wartet in der Corona-Pandemie mit der Zusage: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Matthäus 11,28). In unsere anhaltende Schwäche, unsere Müdigkeit und Kraftlosigkeit ruft uns Jesus zu: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Korinther 12,9). In die tiefe Trauer um einen lieben Menschen spricht Gott: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13). In Jesaja 43, Vers 1 lässt uns Gott wissen: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Jesus ist den Jüngern und uns vorausgegangen, hat den Weg zum Vater und ewigem Leben bereitet: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin“ (Johannes 14, 2-3).

Mit dem 21. Kapitel, das wir eingangs betrachtet haben, schließt das Evangelium nach Johannes. Im letzten Vers stehen diese bemerkenswerten Worten des Schreibers:
„Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.“

Liebe Leserinnen und Leser, danke, dass ich Sie einladen durfte, mit mir bestimmte Texte der Bibel und dort geschilderten Lebens-Situationen zu betrachten. Lassen Sie sich von Jesus ermutigen, helfen. Er ist immer nur ein Gebet weit entfernt. Wenn es Ihnen gut geht und/oder Sie bereits Hilfe erfahren haben, danken Sie Gott und bitten Sie ihn für andere Menschen. Machen Sie ihr Leben bei Gott fest! Was von Gott, Jesus Christus und dem Heiligen Geist erkannt werden kann, offenbaren die Schriften der Bibel: Kostbare Weisheiten und Wegweisung zum Leben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie einstimmen können in den Text von Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Römer 8, 38-39).

Ich wünsche Ihnen den Segen Gottes für die Zeit, die vor Ihnen liegt. Ich wünsche Ihnen Gottvertrauen und Zuversicht.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie behütet bleiben.
Amen.


Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.


Herzlichst Ihr / Euer Heinrich W. Emmerich

Wochenspruch für die vor uns liegende Woche:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
(1. Petrus 1,3)