Der biblische Text für diesen Sonntag erzählt nicht von Abstand, sondern von Gedränge: Seitdem Jesus Lazarus von den Toten auferweckt hat, läuft ihm alle Welt nach (Joh 12,19). Die Jünger berichten Jesus, dass die Menschen ihn sehen wollen. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Joh 12,23-24)
Jesus ist einer, der vor der Ernte die Körner sieht, jedes einzelne. Er sieht das Weizenkorn allein in der dunklen Erde liegen, das von sich nicht weiß, ob es verloren ist oder gesät. Jesus sieht unser Dunkel, unsere Ungewissheit und wie verloren wir uns fühlen. Und sagt: Das alles wird Frucht bringen. Und wir stehen da, wie damals die Jünger neben Jesus, unsicher lächelnd, weil wir ja viel glauben können, aber auch nicht alles. Aber zum Glück ist das, was Jesus sagt, keine Frage, sondern eine Antwort: Es wird Frucht bringen.
Später werden die Jünger daran denken, als Jesus gestorben ist und sie schnell weggelaufen sind von diesem Ort und tagelang nicht mehr wagen, dorthin zurückzukehren. Bis eine Frau doch nachsehen ging. Und er da war im Garten, lebendig, auferstanden, gegen alle Erwartung, aufgegangen wie ein grüner Halm. Es hat Frucht gebracht. Zu Recht wurde er für den Gärtner gehalten. Denn seit damals tut er nichts anderes, als unter uns Hoffnung zu säen, seine gereinigte, gesiebte Hoffnung: Es gibt das alles, Dunkelheit, Ungewissheit, Verloren-Sein, es ist in jedem Leben. Es gehört dazu. Und einmal bringt es Frucht. Denn wir sind nicht verloren. Wir sind gesehen und gesät. Amen.
Bleiben Sie behütet!
Ihre Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar