Wochenspruch: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre – 1. Johannesbrief 3, 8b

Liebe Leserinnen und Leser,

in den Evangelien finden wir die Berichte von dem letzten Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Den Ablauf der Geschichte kennen wir wohl alle und auch die Einsetzungsworte der Abendmahlsfeier im Gottesdienst: Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab‘s seinen Jüngern und sprach: nehmt hin und esset: Das ist mein Leib, …

Im Johannesevangelium wird von Jesus erzählt, wie er seinen Jüngern die Füße wäscht. Er wäscht sie allen, dem Lieblingsjünger, von dem nicht gesagt wird, wer es ist, genauso wie Petrus, der ihn später verleugnete und auch Judas dem Verräter. Jesus hält an ihnen und seiner Freundschaft zu ihnen fest bis zuletzt.

Der Predigttext für diesen Sonntag schließt sich der Geschichte von der Fußwaschung an:

            Jesus, der Lieblingsjünger und der Verräter

21Als Jesus das gesagt hatte, wurde er erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. 22Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete. 23Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische lag an der Brust Jesu, den     hatte Jesus lieb. 24Dem winkte Simon Petrus, dass er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete. 25Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist’s? 26Jesus antwortete: Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm   den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. 27Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! 28Niemand am Tisch aber wusste, wozu er ihm das sagte. 29Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben, oder dass er den Armen etwas geben sollte. 30Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.

Liebe Leserinnen und Leser,

bei dieser Geschichte ist es mir noch einmal ganz deutlich geworden: Das Abendmahl, der Abschied Jesu von den Seinen beginnt mit Verrat! Der Verräter fällt dem, der ihm vertraute, in den Rücken. Diese Erfahrung, dass es solche „Freunde“ gibt, möchte niemand von uns gerne machen und erst recht nicht möchte jemand von uns in den Verdacht kommen, ein Verräter zu sein. Verrat muss ja nicht unbedingt tödlich enden wie bei Judas und Jesus, aber ein Verrat bedeutet doch eine schwere Verletzung und zwischen Menschen, die sich vertrauten gibt es wohl nichts schlimmeres als Verrat. Denn Verrat macht auch den Verräter selbst nicht glücklich.

Jesus weiß um den bevorstehenden Verrat, er spricht es deutlich aus: Einer von euch wird mich verraten! Und die anderen schauen sich bange an: Wer wird es wohl sein? Ich glaube nicht, dass sie mit den Fragen (Petrus schiebt Jesu Lieblingsjünger die Frage zu) einen ausmachen wollten, um ihn vielleicht umzustimmen oder um ihn aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen. Ihnen wurde bange. Das heißt: Keiner war sich sicher, dass er es am Ende wäre, der Jesus verrät. Jesus macht es offensichtlich: Der ist es, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Aber keiner seiner Jünger kapiert etwas. Keiner ahnt etwas von dem Netz aus Lügen und Intrigen, das der Satan spannen kann und aus dem der Mensch sich nicht befreien kann.

Paulus schreibt zum Beispiel: Das Gute, das ich will, das tu ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tu ich. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Römer 7, 19+20

Und Martin Luther dichtet: Dem Teufel ich gefangen lag, im Tod war ich verloren, mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, darin ich war geboren. Ich fiel auch immer tiefer drein, es war kein Guts am Leben mein, die Sünd hat mich besessen. (EG 341, 2)

Jesus schickt den Verräter hinaus in die Nacht. Aber nicht bevor er mit ihm das Brot geteilt hat. Jesus liebt ihn trotzdem und genauso, mit dieser unbegrenzten Liebe überwindet Jesus Satan: Denn der kann diese Liebe, diese Zuwendung zu den Menschen, auch zu seinen Feinden, die Jesus liebt, nicht sehen. Ihm ist das unbegreiflich, er ist geübt darin, alles durcheinander zu bringen, Menschen (er versucht es ja auch bei Jesus) von ihrem Weg abzubringen, Streit, Neid und Zwietracht zu säen. Aber er ist blind für die unendliche Liebe Gottes, die sich in Jesus zeigt. Es mag noch so viel Unfrieden, Hass und Gewalt in der Welt sein, am Ende bricht sich die Liebe Bahn. Wir erinnern uns in diesen Tagen an die rassistischen Morde in Hanau und sehen doch Zeichen der Liebe. Im Interview sagte Imam Mustafa Bozkurt: Wir haben ein gutes Miteinander mit den Kirchen, der Jüdischen Gemeinde, mit der Stadt. Dieses Gefühl kann man weiter stärken, indem man noch mehr als bisher aufeinander zugeht. Es ist wichtig, ins Gespräch zu kommen und sich noch besser kennenzulernen. Man ist immer Feind dessen, was man nicht kennt. Deshalb ist das gegenseitige Kennenlernen der Weg zum noch besseren Miteinander. (Hanauer Anzeiger vom 18.2.2021)

So düster ich den heutigen Predigttext auch empfinde, so hell scheint mir das Evangelium: Ich bin gerettet! Denn: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Ich darf mich an ihn halten und seiner Liebe trauen und ein bisschen von dieser Liebe weitertragen, denn überall da, wo Liebe sichtbar wird, da wird auch der Ursprung der Liebe sichtbar.

Amen

Segen

Die Gnade

Unseres Herrn Jesu Christi

Und die Liebe Gottes

Und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes

sei mit uns allen!

Amen

Viele Grüße und eine gesegnete Woche, Jürgen Dietermann