In diesen Winterwochen sterben täglich Hunderte Menschen an den Folgen des Corona-Virus. Auch wenn der Frühling Hoffnung verspricht: Dieser Winter ist noch lang. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will daher ein Zeichen des gemeinsamen Gedenkens setzen, ruft zur Aktion #lichtfenster auf und stellt vom 22. Januar 2021 an abends gut sichtbar ein Licht in ein Fenster von Schloss Bellevue. Damit erinnert er an die vielen Toten der Corona-Pandemie und an diejenigen, die in diesen Wochen um ihr Leben kämpfen. Er setzt ein Zeichen der Trauer, der Anteilnahme und Solidarität mit allen Angehörigen.

Es ist gut und wichtig innezuhalten, zu trauern und ja, auch zu klagen. „Alles kein Grund zur Klage.“ So höre ich viele reden. Und wenn ich sie frage, wie es ihnen geht, sagen sie: „Ich kann nicht klagen.“ Warum eigentlich nicht? Weil wir nicht jammern wollen? Weil wir doch trotz allem dankbar sind? Die Bibel ist voller Klagen! Die meisten Psalmen, die Gebete in der Bibel, sind Klagepsalmen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ heißt es in Psalm 22. Die Beter der Psalmen bringen ihr Leben – so wie es nun mal ist – vor Gott, sie werfen es ihm vor die Füße und ziehen ihn ganz konkret in die Verantwortung. Damit trauen sie Gott aber auch etwas zu. Sie nehmen ihn ernst und ringen mit ihm. Und dann passiert oft etwas Erstaunliches. Auf einmal beginnt der Psalmbeter Gott zu loben: Scheinbar aus dem Nichts heraus und grundlos. Dabei hat sich äußerlich in seinem Leben nichts verändert.

Wir dürfen klagen. Nicht um der Klage willen, nicht in die Leere, aber doch, wenn uns keine anderen Worte bleiben. Wer klagt, hofft.

Bleiben Sie behütet! Ihre Pfarrerin Elisabeth Krause-Vilmar